ANC-KH funktionieren deshalb gut, weil zwischen Mess-Stelle und Quelle des Gegenschalls "kein Abstand" herrscht. Sie messen wenige Millimeter von der Stelle entfernt, wo auch der Gegenschall (und Nutz-Schall) emittiert wird.
Das ist ein weiterer Grund, klar. Das Ganze würde aber nicht so hervorragend funktionieren, wenn ich statt dem KH einfach einen großen Lautsprecher nehme und mich weiter weg aufhalte. Das würde dann den Schall lediglich örtlich reduzieren. Da der Schall aber viele Wege gleichzeitig nimmt, bleibt halt immer noch eine Menge übrig, die dann bei mir ankommt. Der Clou beim KH ist ja, dass er den einzigen Weg, den der Schall zu Dir nehmen kann, komplett dominieren kann.
Man kann das natürlich so machen, siehe aktive passiven Bassfallen, der Urvater da ist "Shadow" von Nelson Pass. Die haben ein Mikrofon in der Nähe der Membran und die stellt man genau dort auf, wo der Bass z.B. wegen einer stehenden Welle am lautesten ist. Das bringt bis zu 18 dB, ab da schwingt es sich wohl auf. Das ist schon was, aber lange nicht mit einem ANC-KH vergleichbar. Das ist halt gut, um Peaks wegzusaugen.
Bei einem DBA hingegen lässt man die (bekannte, hier liegt der Trick) Wellenfront erst mal durch den Raum laufen, bis kurz vor der Reflexion durch die Rückwand und löscht sie da mit dem invertierten Sub-Signal aus. Das geht aber nur, weil ich die Welle, die da ankommt, sehr genau kenne. Hier ist der große Vorteil, dass die dann idealerweise komplett erwischt wird und fast weg ist.
Du wärst eher für "den eintretenden Schall an den Eintrittsstellen eliminieren". Ich würde vermuten, dass das einfach viel zu breit durch z.B. die Spritzwand, den Unterboden und gleichzeitig die Fenster kommt, als dass das sauber gelingen würde. Lösche ich es am Armaturenbrett aus, bleibt der ganze Rest.
Wenn man ANC für das Auto mal googelt, findet man auch einige Hersteller, die da mit rumexperimentieren. Da gibt's verschiedene Ansätze. Allen gemein ist aber (bislang) die Aussage, dass es an den verschiedenen Sitzplätzen verschieden wirkt und man immer nur auf einen optimieren kann. Das scheint also das Problem zu sein, dass ich da schon vermutet hatte. Ich habe aber nur mal kurz gechecked. Man könnte mit viel Aufwand da sicherlich auch viel erreichen. Bleibt am Ende die Frage, ob für einen Hersteller bessere Dämmung nicht günstiger ist.
Aber insgesamt schon ein witziges Thema. Ich sitze ja bei mir im Auto praktisch auf den Tieftönern (50 - 150 Hz). Ich könnte mir da ein Mikro an der Kopfstütze vorstellen, und das Signal dann invertiert und gefiltert auf die Tieftöner. Bei den Wellenlängen in dem Bereich würde ich auch vermuten, dass ein wenig was ginge, würde aber auch vermuten, dass die Latenz vom DSP Ärger machen würde.