Bericht Umrüstung F36 mit Hifi SA676 auf orig. HK Lautsprecher vorne + Match UP 7BMW
Hallo!
Habe mir im Februar ein 435d Gran Coupe als Jahreswagen geleistet. Leider gibt es bei SIXT Rückläufern kaum Angebote mit Harman Soundsystem, so war auch bei meinem nur das Standard Hifi SA676 System verbaut.
Ich kenne das Harman Soundsystem aus dem 2er Cabrio meiner Frau und fand es eigentlich ziemlich geil.
Das Hifi System meines neuen Spielzeugs war dagegen ziemlich jämmerlich. Zwar immer noch besser als so manch anderes Standardsystem, das ich zuvor in Wagen diverser ausländischer Hersteller ertragen musste, aber bei höherer Lautstärke klirrte und verzerrte es heftig und klang darunter einfach kraftlos.
Ich habe in meiner Jugend viel Car-Hifi gebastelt, aber in den letzten 20 Jahren praktisch gar nicht mehr. Aber Radfahren verlernt man ja auch nicht...
Als ersten Schritt habe ich mir eine Match UP 7BMW geholt, die sich wirklich irrsinnig simpel einbauen ließ. Es folgten stundenlange Einmess-Sessions mit dem Notebook und einem MiniDSP UMIK-1 Messmikrofon. Das Ergebnis war ungleich besser als mit dem schwächlichen original Analogverstärker - aber wie es halt so ist - wirklich zufrieden war ich nicht. Außerdem begannen die original Hifi-Zentralbässe bei richtig lauten Hörsessions bedenklich zu stinken!
Also war die Frage: Nachrüstsysteme, z.B. Eton holen, oder original HK Lautsprecher einbauen?
Für die HK sprachen perfekte Plug&Play Verbaubarkeit und die nicht notwendige Operation der verklebten Zentralbässe. Trotz allen Gelästers in den Car-Hifi Foren glaube ich doch daran, dass die OEM Hersteller nicht ganz blöd sind und durchaus brauchbare Lautsprecher in den besseren Systemen verbauen.
Letztlich habe ich mich also für die Originallautsprecher entschieden, die sich in der "Bucht" leicht gebraucht aus jungen Unfallwagen ausgebaut günstig erwerben lassen. Die Preise beim "Freundlichen" oder bei Leebmann24 spotten natürlich jeder Diskussion. Die gekauften Lautsprecher erwiesen sich auch als optisch wie neu und anhand der Aufkleber ließ sich das Produktionsjahr gut nachvollziehen. Insgesamt war das ganze etwas billiger als ein kompletter Satz von Eton oder dergleichen.
Die HK Zentralbässe für die F3x Serie haben 8 Ohm, was der Leistung am Match UP 7BMW nicht zuträglich gewesen wäre. Praktischerweise haben die Zentralbässe für die F2x Serie aber 2 Ohm (gemessener Gleichstromwiderstand 1,85 Ohm) und ansonsten das exakt gleiche Gehäuse und gleich aussehende Chassis.
Alle Lautsprecher ließen sich wie zu erwarten sehr leicht austauschen und passten perfekt - Originalteile eben.
Beim Ausbau der Zentralbässe fand ich etwas Sand und diversen Dreck auf den Zentralbässen. Damit ist auch klar, warum HK bei den Orignalteilen so ein feines Gitter vorne an das Chassis klebt. So macht das sonst eigentlich nur noch Audison. Scheint schon seinen Sinn zu haben.
Auf Türdämmung habe ich verzichtet, da ich am Auto mit noch über zwei Jahren Garantie möglichst wenig verbasteln wollte und ich im Auto meiner Frau mit HK Anlage praktisch keine störenden Resonanzen oder Geklapper feststellen konnte. Die kleinen 10er Tiefmitteltöner werden ja außerdem auch deutlich höher getrennt als z.B. die 16er bei VW.
Folgende Probleme mussten dann noch mit dem DSP behandelt werden:
- Die Anbindung der Hochtöner an die TMT in den Türen ist nicht so wirklich geglückt und hat ein ziemlich tiefes Loch bei 2,5-3,5KHz. Ich konnte aber in einem amerikanischen Forum den elektrischen Verlauf am Ausgang des original HK DSP Verstärkers entdecken und Harman nutzt hier auch heftiges Equalizing. Eleganter wäre sicher eine schönere Abstimmung der Chassis aufeinander ohne DSP Verbiegungen gewesen.
- Den Übergang zwischen Zentralbass und TMT habe ich mit Linkwitz-Riley Filter mit 24dB/Okt Flankensteilheit bei 125Hz realisiert. Angenehm dabei ist, dass die Flanken bei diesem Filter am Übergabepunkt schon um 6dB gefallen sind und es daher keinen 3dB Summations-Ripple gibt (ließe sich auch mit Butterworth Filtern mit ca. 100Hz für den Zentralbass und 160Hz für den TMT erzielen, aber die Summation ist dann auch nicht so perfekt wie beim LR-Filter).
- Bei 125Hz gibt es eine massive Raummode am Hörplatz mit ca 7dB Überhöhung. Diese trifft also genau auf den Übergabepunkt zwischen ZB und TMT. wenn man sie nur beim Zentralbass equalized gibt es unschöne Phasendreher mit Auslöschungen im Übergabebereich. Zum Glück gibt es beim Match UP 7BMW einen Input Equalizer, der wirkt dann auf ZB, TMT und auch die Centerspeaker zugleich und verhindert Phasendreher der Chassis zueinander.
- Der Centerspeaker spielt gegen die Scheibe und dadurch entstehen heftige Resonanzen die mit dem EQ bedämpft werden müssen.
- Überhaupt habe ich versucht mit dem EQ nur Resonanzpeaks zu beseitigen. Frequenzganglöcher entstehen meistens durch Reflexions-Interferenzen im komplizierten, kleinen Fahrzeuginnenraum und sind an verschiedenen Positionen stark unterschiedlich ausgeprägt. Außerdem sind Löcher wenig hörbar, da solche Interferenzen immer und überall auftreten und daher vom Gehirn weitgehend "herausgerechnet" werden. Daher habe ich auf das Auffüllen von Löchern verzichtet.
- Laufzeitkorrektur habe ich vorne fast gar nicht angewendet. Nur die Centerspeaker habe ich 20cm Richtung Kabine geholt. Die "Realcenter" Funktion der UP 7BMW produziert wirklich eine tolle Bühne für Fahrer und Beifahrer gleichzeitig.
- Die hinteren Lautsprecher habe ich original belassen. Sie sind als Rearfill konfiguriert. Der maximale Delay bei der UP 7BMW ist nicht so toll, aber zusammen mit dem einstellbaren Input Delay lassen sich 17,5ms erreichen. Damit sind sie akustisch 6m nach hinten verschoben. Bass und Höhen werden mit -12db/Okt bei 250Hz und -6db/Okt ab 3000Hz gefiltert. Ursprünglich habe ich sie außerdem mit einem reinen Differenzsignal gefüttert (rechts R-L und links L-R). Dabei tritt aber der unangenehme Effekt auf, dass das Park-Distance-Control Piepen bei mittigen Hindernissen einfach verschwindet. Also habe ich Teildifferenz-Signale verwendet (rechts 67%R-33%L und links 67%L-33%R). Damit werden Stimmen und Bass auch gut unterdrückt, aber der PDC Piepser bleibt in jedem Fall hörbar. In der Summe der Maßnahmen spielen die hinteren Laustprecher also nur etwas bandbreitenbegrenzten Hall wie z.B. bei Dolby Prologic und haben damit keinen Effekt auf das Frontstaging, machen den Sound nur etwas weiter und röumlicher.
Im Endeffekt gefällt mir der Sound nun sogar besser als im 2er meiner Frau. Auch beim Vergleich mit dem 5er G30 meines Nachbarn mit HK Soundsystem konnte ich keine Nachteile hören.
Aber eine Sache fiel dann doch auf: Der 6-Zylinder Diesel klang plötzlich wie ein US-V8. Der 435d hat Active-Sound-Design und das künstliche Geräusch wird direkt vor der Endstufe zugemischt. Wenn man den Gesamt Gain etwas hochnimmt und den Bass im Verstärker anhebt, dann wird auch das künstliche Motorengeräusch lauter und bassiger.
Leider gibt es keine Möglichkeit das ASD leiser zu drehen und es nervte nun wirklich. Letztlich hab ich es per Codierung ganz ausgeschaltet. Jetzt klingt der Motor zwar etwas weniger bassig-füllig wie im Originalzustand - aber so what, war ja kein echtes Motorengeräusch sondern Fake.
[FONT="]Und die Moral von der Geschicht:[/FONT]
[FONT="]Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass Car-Hifi in der Vor-DSP-Zeit möglich war, aber vielleicht waren damals auch die Chassis und Frequenzweichen sauberer konstruiert. Beim nächsten Auto schau ich nach einer Werks Top-Hifi Ausrüstung. Hat zwar mal wieder Spass gemacht, war aber trotz "wie neu" Gebrauchtteilen und komplettem Selbsteinbau viel teuerer als das Häkchen beim "Harman ab Werk"[/FONT]
Auf den Frequenzgangplots sind die roten Kurven jeweils Messungen ohne jedes DSP Equalizing.
1 Zentralbässe+Türen
2 Center (man beachte die brutalen Fensterresonanzen, die auch deutlich hörbar sind)
3 Zusammen
4 Zusammen + "Dynamic Bass Enhancement"