elektrischer Hub (also die Länge, bei der die Schwingspule noch kpl im Schwingspalt ist) braucht man dann, wenn man große dynamische Pegelreserven braucht oder, wenn man geschlossene (oder einseitig geschlossene Bandpässe) unten rum mittes EQ "pushen" möchte. Üblicherweise wird für mehr Hubreserven die Schwingspule höher gewickelt, was zusätzliche Masse ins Mms bringt. Bei belüfteten Gehäusen (BR) oder beidseitig belüfteten Bandpässen (DBP bzw "6th order" genannt), sollte man einen steilflankigen Hochpass ("subsonicfilter") ein paar Hertz unterhalb der unteren Abstimmfrequenz platzieren, damit der Woofer nicht unnötig (siehe obige Erklärung von Didi) Luft fächelt.
Bei "underhung" Konstruktionen, wo die Schwingspule deutlich kürzer als der Schwingspalt ist, gilt die Formel "langer Hub = hohe Mms = geringerer Wirkungsgrad" nicht. Solche Woofer brauchen furchtbar dicke Polplatten, was sie schwer und teuer macht, sie sind, bei sauber hubkontrolliertem Einbau allen anderen Konstrukten zu bevorzugen. Allerdings sind sie gegen Überlastung mechanisch sehr empfindlich, weil die dann kurze Schwingspule recht plötzlich die Kontrolle des Magnetfelds verliert.
"Schwermassenwoofer" habe ich mal in den 90ern als Schimpfwort kreiert, als Kicker den ersten "Solobaric" genannten Subwoofer rausbrachte, der über etwa die doppelte Mms verfügte, als bis dahin üblich war, was großenteils wegen der 4- statt 2-lagig gewickelten Schwingspule kam. Die brauchte man, um das BxL (die Antriebsenergie) zu erhöhen, damit das Ding sich noch kontrolliert bewegen konnte. Damit erreichte man den halben Volumenbedarf bei halbem Wirkungsgrad (-3dB). Die Einspannung musste härter werden, damit die Einbauresonanz Fc nicht zu tief wurde und die Sicke musste fester werden, damit sie im nun kleineren Gehäuese (=größere Druckschwankungen innen) nicht "implodierte". Das machte schnell Mode und Andere trieben das in der Folge noch weiter, sodass es schließlich zu Stilblüten kam, wo 12 Zoll Bässe mit Mms deutlich über 250 Gramm auf dem Markt erschienen. Die Idee kam ansich davon, dass viele Leute ihre normalen Woofer "isobarik" in Push-Pull-Anordnung (alle Erklärungen dazu: siehe in meinem Buch) montierten, was die Mms faktisch verdoppelte, die Antriebsenergie aber auch und den Volumenbedarf halbierte. Man versteht das, wenn man bedenkt, dass wenige Jahre zuvor noch Jeder seine Woofer "free-air" in die halbwegs stabilisierte Heckablage schraubte und deshalb nicht willens war, nun plötzlich den Kofferraum zu opfern.
Da die Grenzen der Steigerung von BxL eher erreicht sind als die Grenzen der Masse, verloren solche Woofer immer mehr Wirkungsgrad und brauchten, um wenigstens noch annähernd so laut zu können, wie die Leichten in den großen Kisten, sehr viel mehr Belastbarkeit. Was nur durch dickere Schwingspulendrähte zu bewerkstelligen ist, die man aber auf kleinen Durchmessern (üblich war zuvor 50 mm für 12 Zoll-Subs) nicht mehr unterbrachte. Also kamen 3 bis 4 Zoll Durchmesser auf den Markt. Oder man wickelte in die Höhe, also kamen Woofer mit 45 und mehr mm Wickelhöhe auf den Markt. Um den längeren Hub solcher Woofer mechanisch zuzulassen, brauchte man breitere Sicken und größere Spinnenaußendurchmesser, damit die Einspannung nicht zu früh "dicht machte". Die breiteren Sicken zählen aber nicht zum effektiven Membrandurchmesser - so hatten 12 Zöller irgendwann so kleine Membranen wie bisher 10 Zöller. Und verloren damit weiter an Wirkungsgrad. Bassreflex lies sich in den winzigen Kisten wegen der bei hinreichenden Portdurchmessern viel zu langen Rohre nur noch mittels Passivmembran bewerkstelligen.
Kalkuliert man nun mal einen typischen 12 Zoll "Schwermassenwoofer" mit seinen gerade noch wirklchen 82 dB/Wm, aber 700W RMS gegen einen mit vertretbarem Mms (unter 100 Gr) und 90 dB/Wm, aber nur 250W Belastbarkeit, der halt leider doppelt so viel Volumen braucht für den gleichen Tiefgang, dann kann der erste bei Erreichen seiner Leistungsgrenze gerade mal 110,5 dB und der 2te 114 dB. Sprich: der "leichte" kann lauter.
Da er (der Leichte) weicher aufgehängt ist und weniger Masse zu beschleunigen hat, gibt er zudem Impulse schneller wieder. Spielt also mit den TMT harmonischer zusammen. Dass er und der kleinere Amp zudem weniger kosten, ist ein Manchem willkommener Nebeneffekt.
Vielleicht wird durch diese Erklärung nun leichter verständlich, warum ich eine gewisse Abneigung gegen Schwermassenwoofer und daher dieses "Schimpf"wort erfunden habe.
