Oldschool Endstufe überholen

Janster

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Jan
Nabend zusammen!

Ich setze ja auf die Endstufen aus dem Hause Mantz. Zwei von drei Verstärker wurden allerdings noch nicht überholt. Ich habe mich gefragt, ob es was bringen würde, wenn ich die alternden Bauteile einfach mal selbst erneuere. Ich denke dabei speziell an Kondensatoren. Gutes Equipment und Erfahrung mit dem Löten sind vorhanden.

Nun ein paar Fragen. Welche Bauteile sollten noch erneuert werden? Lieber exakt die selben Komponenten oder verbesserte "Low Noise" Produkte? Muss ich sonst etwas beachten (Ruhespannung neu einstellen oder ähnliches)? Vielleicht hat jemand Ahnung und kann mich über das gesamte Thema aufklären.

Gruß,
Jan
 
Elektrolytkondensatoren sind die Teile mit der geringsten Lebensdauer und kannst Du selbst ersetzen, das dreht i.d.R. auch nichts am Ruhestrom... Würde empfehlen, auf Spannungs- und Temperaturfestigkeit zu achten (im Zweifel, eine Klasse höher) LOW-ESR macht Sinn. im Bereich des Netzteils, da die hohen Frequenzen billige "Ladeelkos" stressen und sie dabei warm werden (altern).
Halbleiter und Widerstände altern zwar auch, aber in dem Sinne, als dass ihre elektrischen Werte mit der Zeit stabiler werden, was eigentlich was Gutes ist. Solange die Schaltung mit Hirn dimensioniert und nicht (ohne Hirn) thermisch und elektrisch überlastet wurde, halten diese Teile sehr lange. Dass mal eine Lötstelle reißt, kommt in den besten (Schalt)Kreisen mal vor, da wird mit viel Licht und starker Lupe die Lötseite untersucht und das fällt dann auf und kann gefixt werden.

Dreh an keinen Trimmpotis rum, wenn Du nicht musst - die kriegst Du nie wieder auf Ursprungswert gestellt "Never change a running system!", das gilt für alle zugänglichen Abgleichelemente. Wenn Du Halbleiter ersetzt, sei Dir im Klaren, dass das Abgleicharbeiten nach sich ziehen kann, da solltest genau wissen, was Du tust.

Viel Erfolg beim Aufarbeiten :-)
 
ich habe ja schon ziemlich viele alte Sachen renoviert. Bei Elkos zeigt sich der Effekt am deutlichsten, denn die altern durch Hitze und gerade in Autoverstärkern unter irgendwelchen Kofferraumbodenplatten isses mollig warm. Hier findest Du fachkompetente Antworten zum Thema Elkos: http://www.elko-verkauf.de/low-esr-typen.html - dort kaufe ich meine Panasonic FC und FR-Typen, die ich in den meisten Fällen verwende.

Bei 2-seitigen Platinen kann man als unerfahrener Löter beim Aus- oder Einlöten von großen Bauteilen leicht die Durchkontaktierung verletzen - am schlimmsten war das bei meinem Mark Levinson DAC. Man merkt das nicht sofort - eine R-Messung nach Umlöten zwischen oben und unten sollte eh gemacht werden, ist aber in vielen Fällen nicht ziefführend, weil ja noch andere Bauteile koppeln. In dem Fall, dass man in der Höhe noch Platz hat, lasse ich bei empfindlichen Platinen die neuen Elkos ein paar mm von der Platine hochstehen und löte beiderseits - vorsichtig, damit man den Elko nicht zerbrät! Achja: gutes nicht teures Messgerät für Cs: UT612 (Uni-T).
Elkos in der Stromversorgung darf man guten Gewissens um 1 - 2 Wertstufen vergrößern (Kapazität) - die modernen Elkos bauen kleiner als früher. Die Spannungsfestigkeit kann ruhig bleiben - bei hochwertigen Amps stimmen die konstruktiv. Bei Chinesen nicht immer - da hilft Messung der anliegenden Spannung und min 20% drüber bleiben. Oft muß das Eingangssignal durch nen Elko meist 10µF/50V. Falls man Platz hat, ersetzt man den durch Folien - zumindest teils. Aber nicht dann ellenlange Umwege quer über die Platine - sonst fängt man sich irgendwelche Störungen vom Schaltnetzteil ein.

Manche Hochlast-Rs altern auch - dazu muß man ein Bein hochlöten und messen. Kohlemasse-Rs werden in den Autoamps wohl nicht drin sein... der Rest sollte überlebt haben - Röhren habt Ihr ja wohl nicht drin. ;) Tuning kann man dabei dann halt auch gleich mitmachen - dazu muß man aber nicht nur Schaltpläne haben und verstehen, sondern wirklich wissen, was man tut.
 
Sehr interessant, was Du da schreibst.
Nach einem Blick in meine gute, alte Eton PA502 finde ich tatsächlich je einen 10µF/50V je Kanal am Eingang.
Die Auswahl an Folienkondensatoren mit dieser Kapazität hält sich ja ziemlich in Grenzen.

Aber der hier sollte passen, oder? http://www.reichelt.de/Wima-MKS-4/MKS-4-100-10-/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=12380&GROUPID=3155&artnr=MKS-4-100+10%C2%B5

Richtung Endstufentransistoren sitzt noch mal ein solcher Kondensator auf jeder Seite. Sollten diese ebenfalls getauscht gegen Folienkondensatoren getauscht werden?
 
Das sind doch schon mal richtig schöne Antworten zu dem Thema!

Wie ist das denn, wenn ich die Elkos durch Folienkondensatoren ersetze? Ich glaube zwar nicht an Voodoo, aber beeinflusst das nicht den Klang? So oder so werde ich wohl auf Low-ESR Elkos setzen. Wie sieht es eigentlich mit den Tantal-Kondensatoren aus? Altern diese, sollte ich die gleich mit ersetzen?

Ich komme auf das Thema nicht ohne Grund. Einer meiner Endstufen hat auf dem rechten Kanal ein leises knistern. Es fällt niemandem auf, außer mir. Es kommt nur bei ganz bestimmten Frequenzen, im hohen Mittelton Bereich. Bei manchen Tracks hört man es, in ganz bestimmten Passagen. Durch die Überholung erhoffe ich mir, dieses Problem zu beheben. Mein andere Patient schaltet ein paar Sekunden verzögert ein. Ich habe keine Ahnung, ob es Bauart bedingt ist, oder ob es mit verschlissenen Bauteilen zusammenhängt. Auch das würde ich gerne herausfinden. Und wer weiß, vielleicht tue ich den beiden ja was gutes und verbessere die Feindynamik noch ein wenig mit den neuen Bauteilen.

Du hast noch geschrieben, man könne das Netzteil ein wenig aufmotzen. Woran erkenne ich, welche Kondensatoren zum Netzteil gehören? Sind es generell immer die großen Kondensatoren?

Vielleicht kannst du mir es ja anhand meine beiden Patienten schon sagen:

hifi-projekt-leon_046.jpg


hifi-projekt-leon_047.jpg
 
Richtung Endstufentransistoren sitzt noch mal ein solcher Kondensator auf jeder Seite. Sollten diese ebenfalls getauscht gegen Folienkondensatoren getauscht werden?
ohne Schalt- und idealerweise Layoutplan könnte ich nur Vermutungen anstellen. Und ohne die Platine beiderseits zugänglich in den Händen zu halten, wären die nicht mal seriös.
Die roten Wimas gelten bei vielen Leuten als gut. Bei mir nicht. Besser als Elkos sind sie aber allemal. Koppel-Cs im Eingang brauchen nicht mehr als 25V Spannungsfestigkeit. Ich hab dafür einen gewissen Vorrat an meinen Lieblings-Folien (MKL) und mache daraus "Bündel" (mehrere parallel).


Wie ist das denn, wenn ich die Elkos durch Folienkondensatoren ersetze? Ich glaube zwar nicht an Voodoo, aber beeinflusst das nicht den Klang? So oder so werde ich wohl auf Low-ESR Elkos setzen. Wie sieht es eigentlich mit den Tantal-Kondensatoren aus? Altern diese, sollte ich die gleich mit ersetzen?

Tantal in Audioschaltungen sind ziemlich kritisch. Die reagieren auf (auch nur kürzestzeitige) Überspannungen als Knallfrösche. Elkos kann man nicht einfach so durch Folien ersetzen, denn dann reicht entweder der Platz oder die Kapazität nicht. Einige Hersteller bypassen die Elkos schon serienmäßig mit Folien - andere nicht. Da könnte man ansetzen. Aber bitte nicht "blind" an allen Elkos - sondern gezielt an Strompuffern und Koppel-Cs.

ich zitiere mich hier mal selbst um das zu betonen:
Tuning kann man dabei dann halt auch gleich mitmachen - dazu muß man aber nicht nur Schaltpläne haben und verstehen, sondern wirklich wissen, was man tut.
 
Also um es nochmal genau auf den Punkt zu bringen: Ich kann Elkos durch Elkos mit identischem Wert ersetzen, ebenso die Tantal Kondensatoren, ohne mir den Verstärker zu versauen?
 
wenn Du erfahren bis im Löten von 2-seitig durchkontaktierten Platinen, dann womöglich schon. Ob da wirklich Tantal-Cs drin sind??? Hoffentlich verwechselst Du da nix - keramische sehen oft ähnlich aus.
 
Also mit MKL Kondensatoren hast Du mir echt eine Aufgabe gegeben. Konnte keinen Händler oder Hersteller dafür finden...
Kann man Dir da welche abkaufen?
 
Nee - das sind alte Siemens aus den 60er/70er Jahren ohne rohs aber sehr gut gefertigt. Sowohl die silbernen als auch die gelben. Ich kauf die ab und an in ebay. Meine sauer zusammengekauften Vorräte vertick ist erst, wenn ich garantiert keinen LS oder Amp mehr bauen will... ;) Sprich: da müsst Ihr mir meine knapp 1000 Töner erstmal gekauft haben - dann isses Lager leer - dann kommt das Eingemachte ;)

Von dem hab ich schon welche gekauft, der ist preislich zivil:
http://www.ebay.de/sch/snoopy_1883/...STRK:MESINDXX:IT&rt=nc&_trksid=p2047675.l2562

Leider hat sich das mit der Qualität inzwischen rumgesprochen - daher werden bei manchen ibähern dafür Mondpreise verlangt. Auch gut: alte Röderstein MKP1832 (die blauen axialen). Vergleichbar werden moderne erst ab absolut irren Preisen. Merke: anstelle eines C besser mehrere parallel - das reduziert die Rest-Induktivität - man hört das raus, sowohl bei Koppel-Cs als auch vor Hochtönern. Gute Bypässe sind KP, Styroflexe und Glimmer - aber das hab ich ja im Kapitel und Download "Frequenzweichen" steh'n.
 
Du hast recht. Hab mir eine 333er Mean Machine angeschaut, die noch offen bei mir rumliegt. Es sind definitiv Keramik Kondensatoren. Tauschen oder leben die für immer?

Löterfahrung habe ich genug. Modde und repariere seit Jahren alte Spielekonsolen. Auch SMD Technik ist für mich kein Problem, erst vor wenigen Wochen musste ich wieder zwei klitzekleine ICs löten. Wird schon schiefgehen! :D

Um das Thema auf den Punkt zu bringen: Wenn ich die Endstufe frisch machen will, was sollte ich tauschen, was kann ich alt lassen? Welche Bauteile altern wirklich (neben den Elkos)?
 
Wie schon oben geschrieben: Elkos. Und manchmal auch Hochlast-Rs. Will es hier nicht wiederholen. Elkos in der Siebung kann man ruhig mit ein paar mehr Müf nehmen, auch schon geschrieben - weniger ripple auf der Versorgung ist immer klangfördernd - auch ohne Vodoo. Mehr fällt mir nicht ein. :kopfkratz:

Keramik-Cs mag ich persönlich nicht - ich tausch die meist gegen Styros oder Glimmer (Silver-mica). Das fällt aber schon ins Thema "tuning", wie auch Foilen-Bypässe etc. - ich schmeiße auch NE 5534 und ähnlichen Kram raus und ersetze die durch Opa 627 von BB. Bei 5532 (Doppelopas) nehm ich 2 Huckepack-627er von bestimmten Chinesen, wo ich weiß, dass ich Originalware kriege. Vorher die Spannungen checken und ggfls aufpeppen. Aber ich spinne ja halt auch ;)
 
Zum Thema Siebung vergrößern.
Die Eton PA502 hat dort 2x 1000µF 50V verbaut.
Von den Maßen kämen von den Panasonic FC entweder 1200µF 63V oder 1800µF 50V in Frage.

Sind 1800µF zu viel im Vergleich zu den 1000 Serie?

Der Innenwiderstand ist bei den 1800ern etwas geringer, der Ripple Current leicht höher.

Der Amp soll die Breitbänder befeuern. Vsl. würde ich diese Änderungen aber auch an der PA504 durchführen, welche gebrückt an die TMTs soll.
Wie wäre es mit den 1200ern für die Breitbandstufe und die 1800er für die Tieftonstufe?
 
immer zuerst die im Leerlauf anliegenden Spannungen messen. Und dann die Spannungsfestigkeit des Elkos mind. 20% höher legen. 1800 statt 1000 kann nicht schaden. 1200 zu 1000 macht nicht wirklich einen Unterschied.
 
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