Ich sehe es im Wesentlichen wie Mister Cool, auch wenn ich es nicht so krass formulieren würde
Die Lautsprecher sind
der entscheidende Baustein für den Klang einer Musikanlage und es ist wichtig, diese nach eigenem Hörgeschmack auszuwählen. Fertige Lautsprecher kann man sich in Ruhe beim HiFi-Händler anhören und vergleichen. Es gibt zwar im Selbstbaubereich auch Läden, die das anbieten, aber die sind selten zu finden. Ich würde nie einen Lautsprecher (> 500 Euro) kaufen, ohne ihn klanglich vorher gehört und verglichen zu haben. Zeitschriften und Internet-Foren können das nicht ersetzen.
Ausserdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die "Selbstbaufraktion" ihre Lautsprecher überwiegend nach den Empfehlungen der einschlägigen Zeitungen (HobbyHiFi, Klang&Ton etc.), nach Messergebnissen der Einzelchassis und nicht zuletzt auch durch Internet-Foren auswählt. Der "klassische" Ansatz, beim HiFi-Händler sich alle Lautsprecher anzuhören, dann eine Vorauswahl nach Geschmack zu treffen und aus diesen dann entweder beim Händler oder eben noch besser zu Hause die Lautsprecher auszuwählen, tritt da deutlich in den Hintergrund. Es zählen bei der DIY-Fraktion eben auch andere Dinge, wie das "
habe ich selbst gebaut" mit Freude an der reinen Bautätigkeit und eben auch einem gewissen Stolz über das Erreichte. Für die individuelle Anpassung der Gehäuse gilt das erst recht. Die Verarbeitung der klassischen Home-HiFi-Lautsprecher-Hersteller mit ihrer (teil)industriellen Produktion ist hervorragend, trotzdem gibt eine selbsterdachte Oberfläche (z.B. mit Anpassung an die restlichen Möbel) dem DIY-ler erst die "tiefe innere Befriedigung". Das gilt auch dann, wenn die "Spaltmasse" deutlich hinter der industriellen Produktion zurück bleiben
.
Eine weitere Erfahrung habe ich im Bereich "Selbstein(über)schätzung der DIYler" gemacht. Als ich mich mit dem Thema Breitbänder beschäftigt habe, habe ich aus dem HiFi-Forum einige User angeschrieben, die in meiner Nähe wohnen und ich sage mal als "Meinungsführer" in Internet-Foren auftreten. Sprüche wie "
bis 4.000 Euro gibt es keine besseren Lautsprecher" sind dann häufig nach meinem Besuch und ein paar Hörungen wie ein Kartenhaus zusammengebrochen
. Zum Teil lag es daran, dass sie noch "jung an Lebens- und Hörjahren" waren und auch zum Teil daran, dass sie die Aussagen der DIY-Gurus nachgeplappert haben ohne sich substantiell mit der Home-HiFi-Fertiglautsprecher-Marktsituation auseinandergesetzt zu haben. Ich bleibe deshalb vehement bei meiner Forderung: "Ihr sollt hören und nicht lesen!" Und das geht nun mal am einfachsten, wenn man zum HiFi-Händler fährt und sich (fertige) Lautsprecher anhört
.
Wie auch in anderen Hobby-Bereichen kaufe ich sehr gerne hochwertige und damit auch im Zeitablauf preisstabile HiFi-Gerätschaften. Ich würde lieber einen gebrauchten High-End-Lautsprecher kaufen, als das Top-Modell der DYI-Fraktion zu kaufen/bauen. Das liegt sicherlich daran, dass ich mehr Kaufmann als Handwerker bin
, hat aber auch den Charme, das man an gebrauchtem hochwertigen Mainstream-HiFi/High-End kaum an Wert verliert. Wer mir im Gegenzug erzählen möchte, dass er mit DIY deutlich mehr Gegenwert bekommt, dem entgegne ich, dass ein hochwertiges Gehäuse-Finish nicht nur Zeit und know-how, sondern auch Geld kostet.
Mein Fazit: Die Investition in gute gebrauchte Home-HiFi Lautsprecher ist eine der besten, die man in seinem Leben machen kann. Man bekommt Jahre lang gute Musik und das Geld bleibt "gespeichert". Ob man nun 1.000 Euro oder 5.000 Euro investiert, ist egal, wenn das mit Erfahrung und know-how geschieht. Man bekommt das Geld nach ein paar Jahren wieder. Es liegt wie so häufig am Einkauf
.
Kleiner Nachtrag:
kingpin82 schrieb:
Das man meist nicht weiß wie die Box klingt, ist vielleicht für manche ein Problem, aber "schlecht" wird sie nie klingen.
Hab bisher alle blind nachgebaut, und klar klingt jede anders, aber auf ihre Art.
Dieser zwischenzeitlich verfaßte Text bestätigt meine Erfahrungen mit der DIY-Scene sehr deutlich