Azze schrieb:
Man kann bei einmessen viel rausholen, ist mir schon klar, aber nen chassi hat auch nun mal seine Stärken und Schwächen.
Hi,
die wahren Stärken und Schwächen kann man aber immer erst mit der optimalen Einstellung beurteilen. Oftmals sind es nur tonale Tendenzen, die den "Charakter" des Lautsprechers prägen, und die sind bekanntlich elektrisch abänderbar. Ich will damit ausdrücken, dass es zwar Lautsprecher gibt, die unter bestimmten Bedingungen auf Anhieb besser spielen als andere, und es gibt auch definitv schlechte und gute Lautsprecher (bevor wieder einer meckert und meint, ich würde behaupten alle Lautsprecher wären gleich

). Viele Punkte sind aber reine Einstellungs- und Abstimmungssache. Vielleicht spielt dein jetziger Tieftöner auch nur "weich", weil er viel zu tief getrennt wird und evtl. eine viel zu hohe Einbaugüte besitzt (nur als Beispiel). Auch ist der Umstand der zu dicht aneinanderliegenden Trennfrequenzen relevant, den bereits viele angesprochen haben. Im Auto zeigt sich einfach, dass oft große Lücken erst richtig funktionieren. Eine typische Trennung zwischen Front und Sub mag z.B. sein: TP Sub 60Hz, 24dB/Oktave und HP TMT 80Hz, 12dB/Oktave (oder noch deutlich extremer). Wenn jemand meint seinen TMT großartig tiefer als 80Hz prügeln zu müssen, weil sonst der Sub ortbar werde, dann steht oft einfach nur dahinter, dass man Fehler in der falschen Richtung korrigiert.
Ich finde es nicht verwerflich Lautsprecher rein nach Daten und Messungen auszuwählen. Man muss sich etwas auskennen, aber dann merkt man, ob man einen guten, passenden oder einen schlechten, unpassenden Lautsprecher vor sich hat. In deinem Fall reicht es meiner Ansicht nach aus, einen Lautsprecher zu finden, der im angepeilten Volumen eine vernünftige Einbaugüte (0,5 bis 0,9 wobei eher unterhalb 0,7) und eine untere Grenzfrequenz im Freifeld von unter 120Hz. Die Druckkammer schenkt hier einiges dazu, sodass man in der Regel keine Angst vor fehlendem Tiefgang haben muss (sonst würde kein AA130 oder kein Diabolo 16XS vernünftig funktionieren!). Extremer Tiefgang muss dabei in meinen Augen nicht einmal ein Vorteil sein. Das ist erst mal Pflicht. Die Kür beginnt jetzt: Der Wirkungsgrad sollte dann noch zum Rest der Anlage passen (verfügbare Endstufenleistung, Wirkungsgrad der anderen Lautsprecher und deren verfügbare Endstufenleistung). Du musst natürlich auch im Auge behalten, ob der Lautsprecher von den Großsignalfähigkeiten in die Anlage passt. Will ich 300W darin verbraten aber der Tieftöner hat nur eine 25mm Spule, verfügt über kaum Kühlmöglichkeiten und macht nur +-3mm linearen Hub, dann läuft was falsch oder ich gebe mich mit großen Leistungsreserven ab

Jetzt haben wir das untere Ende des Übertrahungsbereiches des gesuchten Lautsprechers untersucht. Am oberen Ende wird es nicht weniger wichtig, aber schwieriger. Einfach wird es mit hoher bewegter Masse und oder hoher Schwingspuleninduktivität => wir haben eher einen Subwoofer vor uns und wir müssen sehen, ob er die von uns gewünschte obere Grenzfrequenz schafft. Das kann man zum Teil mit Simulationssoftware, die die Induktivität berücksichtigt, abschätzen oder besser aus Messungen unter kontrollierten Bedingungen ablesen. Dort und insbesondere im Wasserfalldiagramm bzw. sehr schön auch im Impedanzgang wird man auch sehen können, wie sauber sich der Lautsprecher im Nutzbereich verhält. Während man einfache Fehler im Frequenzgang leicht ausgleichen kann und das Auto sowieso alles verbiegt, so sind Resonanzen doch zu vermeiden. Wurde noch der Klirr gemessen, kann man dies auch noch zur Entscheidungsfindung hinzuziehen und mit dem angepeilten Übertrangungsbereich abgleichen.
Konstruktiv lässt sich auch ein bisschen was abschätzen. Mir sind geringe mechanische Verluste wichtig. Im Model der TSP sieht man das am Rms-Wert (daraus resultiert auch ein hoher Qms), den man aber immer nur bezogen auf die Membranfläche bewerten darf. Hier spielt mit rein, ob ein Lautsprecher gut belüftet ist und wie verlustbehaftet die Aufhängung ist. Leider ist der parameter viel zu einfach für das komplexe Problem der mechanischen Verluste. Die Verluster verhalten sich nämlich hochgradig nichtlinear und hängen, wie alle TSP, von den Bedingungen ab, unter denen sie ermittelt wurden. Leider spielen auch die elektrischen Verluste mit in den Parameter rein. Spulenträger aus Alu sind zwar sehr stabil und leiten Wärme gut ab, aber treiben durch die Wirbelstromverluste auch den Rms-Wert hoch. Da aber gerade diese Verluste noch zu den verträglicheren Verlusten gehören, wirds schwer. Man muss eben aufpassen, aber grundsätzlich: Wenn Rms klein => gut. Rms hoch und nichtleitender Spulenträger => schlecht.
Hoffe, ich habe dir die Suche unabhängig von subjektiven Hörerfahrungen etwas erleichtert
