wenn Kunden sich Billigwaren kaufen wollen, dann möchte ich sie nicht hindern. Es soll ja auch Menschen geben, die Privatfernsehsender gucken. Ich muß ja nicht jeden Unsinn mitmachen.
Was mich massiv stört, dass ich als in manchen Bereichen sehr anspruchsvoller Kunde heute für kein Geld der Welt mehr das kriege, was ich als "ordentliche Qualität" bezeichne. Dazu reicht es nicht nur die Garantiezeit zu überstehen, sondern dazu muss ein Produkt bei zeitgemäßer Leistung auf extreme Langlebigkeit ausgelegt sein, also durchaus 2 - 5 mal die Garantiezeit halten und in und nach dieser Zeit noch vertretbar reparabel sein. Sprich, wenn reparieren heute schon bedeutet, ganze Baugruppen auszutauschen (statt den Schraubenschlüssel oder Lötkolben zu bemühen), dann sollen diese Bauteile bitteschön auch langezeit erhältlich sein. Es kotzt mich halt massiv an, wenn eine (ehemals gute) Heizungsfirma Viessmann für meine Gasbrennwertheizung nach nur gut 13 Jahren schon keine Ersatzplatinen für die Steuerung liefern kann mit der dummen Ausrede, der "böse Lieferant Siemens habe die Produktion eingestellt". Als ob es keine anderen Hersteller von Elektronikplatinen gäbe, die sowas im Lohnauftrag zum Nutzen der Kunden nachfertigen oder reparieren könnten. Aber auch Reparaturen werden nicht angeboten und nichtmal die Schaltpläne. Einzige Lösung des Herren von Viessmann: "wir können Ihnen einen guten Preis für einen neue Heizung machen". Anscheinend verschrottet der sein Auto auch immer dann, wenn das Birnchen zur Innenraumbeleuchtung ausfällt und kauft sich ein neues.
Aber weder Viessmann noch mein Klempner (achso, heute heißt das ja hochgestochen "Heizungsfachbetrieb") ist daran interessiert, dass ich den Schrott mittels ein paar erneuerter Elkos wieder zum Laufen gebracht habe. Und, dass mir ein Produkt dieser Firma niemal mehr in mein Haus kommt. Viessmann ist aber kein Einzelfall - derzeit vergeht kaum eine Woche, wo ich nicht irgendeines dieser hochdekorierten Heitechmaden aus Tschörmenie auf dem Arbeitstisch hätte, um deren geplantes Ableben zu verhindern. Dass mein Samsung Müll (2 Handies und 1 PC-Flachbildschirm) durchweg perfekt nach Garantiezeit + wenigen Tagen die Grätsche gemacht haben, hindert mich zwar am weiteren Kauf solcher Schrottprodukte, aber nicht daran, die zu reparieren. Auch da sind es Elkos und Steckkontakte. Achja, das Lenovo-NotBuck kommt die nächsten Tage auch noch dran -auch da ist die Fehlfunktion (absichtlich oder nachlässig) eingebaut. Jetzt mal abgesehen von der Weichware.
Ich kenne die gut gemeinten Initiativen der Repaircafés und auch die Obsoleszenzforschung der Uni Oldenburg. Ich veruche allerdings einen deutlichen Schritt näher dort anzusetzen, wo es den Schrottherstellern wirklich weh tut. Nämlich, deren respektlose Einstellung gegenüber den anspruchsvollen Kunden an den öffentlichst-möglichen Pranger zu stellen und die Verursacher dazu: die McKinsey, Berger und Co,. die den profitmaximierenden (ehemaligen) Qualitätsherstellern helfen, mit amerikanischen Methoden die Geldsäckel zu füllen, immer die Maxime "nach mir die Sintflut" laut verschweigend. Und diese Dorfdeppen aka Vorstandsvorsitzenden fallen auch noch drauf rein. Ich sehe es ja selbst an vorderster Front - was meint Ihr, womit die Unternehmensberatungen, die mich in der Autowelt rumschicken, ihre Dollars verdienen? Solches Verhalten muß von unserer gesellschaft als "ehrlos" geächtet werden.
Diese pur auf Profitmaximierung veränderte Einstellung hat halt leider eine noch fatalere Konsequenz: wenn man jahrzehntelang nicht mehr übt, Produkte wirklich "auf ewig" auszulegen, dann verlernt man es. Und ich stelle leider sogar inzwischen fest, dass der an unvollkommende Werkzeuge (PC) gewöhnte Jungingenieur in unserem Land heute nichtmal mehr sowas in seiner Ausbildung beigebracht kriegt - er lernt, Lebensdauer als ein genau zu berechnendes Glied der Kauffrequenz des Kunden zu benutzen und diese somit nicht länger als gesetzlich vorgeschrieben zu dehnen. Folglich tritt ein Gewöhnungseffekt ein: der Kunde meint, es sei normal, wenn die Achslenkergummis nach 80.000km ausgeschlagen sind und der Hersteller verlernt letzten Endes, das ordentlich zu machen. Nur, was einmal verloren ist, kommt nicht wieder. Irgendwann stirbt solches Know-How aus. Und was bleibt unserer europäischen Industrie dann noch? Werden wir dann alle vom produzierenden Gewerbe zu "Dienstleistern" à la USA? Wo alle nur noch heiße Luft produzieren und der Gegenwert der sich immer weiter aufschichtenden Staatsschulden selbst in zig Generationen nicht mehr zu erwirtschaften ist? Denkt das dochmal zuende -> da bleibt nur eine einzige Lösung die Implosion zu verhindern: Explosion aka Krieg. Danach gibt es weniger Leute zu ernähren und mehr Arbeit in der Bauwirtschaft, bis die Blase das nächste Mal platzt...
Das zu verhindern geht nur, indem wir einsehen, dass Wachstum immer nur auf Kosten Anderer geht, denn die Summe aller Ressourcen auf unserem Planeten ist halt nun mal konstant. Es gibt Vordenker, die eine Post-Wachtums-Gesellschaft erforschen und es gibt Ideen, wie solch ein Zusammenleben aussehen könnte. Der erste, was dabei wirklich obsolet (=überflüssig) wird: der Wettbewerbsgedanke. Er wird von Solidarität abgelöst. -- OK - ich hör lieber mal auf - sonst wird das so off-Topic, dass es nicht mehr in ein Carhifi-Forum passt. Aber Ihr hab Eure Zukunft noch vor Euch, ihr könnt und sollt sie gestalten. Benutzt Euer Hirn und Herz, dann kann es ja vielleicht noch was werden. Immerhin hat Zentraleuropa noch nie in seiner Geschichte so viele Jahre Frieden erlebt wie meine Generation. Ich drück Euch alle Dauemen, dass Ihr das weiterführen könnt.
ooops - das wurde ja ein echtes "Wort zum Sonntag"