Loudness War - von der Theorie zur Praxis

Carbonat

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Hallo!

Immerwieder frage ich mich in letzter Zeit, woran man denn Loudness War oder auch Loudness Race GENAU erkennt.
Klar. Hier wird ja schon eine Menge erklärt:
http://www.turnmeup.org/
Auch auf Youtube finden sich zahlreiche Videos, die es schnell schaffen alles zu belegen:
http://www.youtube.com/watch?v=DRyIACDCc1I


Aber ich finde einige Lieder sind teilweise übersteuert und dann auch wieder nicht.
Also ab welchem Grad spricht man genau davon und woran erkennt man das genau? Selbst wenn der ein oder andere Peak genau bis 1,0 reicht - heißt das dann schon ein wahrscheinliches Clipping???

Auch habe ich hier CDs, die erstmal übersteuert aussehen, sich auf meiner Anlage dann aber nicht so wirklich danach anhören !?
Auch würde mich mal interessieren was man heutzutage noch für CDs kaufen kann, bei denen ordentlich gemastert wurde (evtl. irgendwelche bestimmten Interpreten/Label?)

Ich bringe mal als Diskussionsgrundlage ein paar Tonspuren von diversen, ich denke mitunter bekannten Liedern ins Rennen.
Vielleicht könnt ihr mir sagen bei welchem Track ihr denkt wann er produziert wurde oder wo ihr Loudness-War seht und wo nicht!

Bild 1-3
38638379.jpg


Bild 4-6
80904712.jpg


Bild 7-8
46251782.jpg
 
Unkritisch finde ich 1, 3 und 4. Der Rest sieht schon arg grenzwertig aus - vor allem Nummer 5. Da liegt die Amplitude ja schon dauerhaft oben und unten voll an. Aber auch bei 6 und 7 sieht man bei den lauten Stellen schon, dass voll ausgesteuert wird und damit sicher das Signal beschnitten wurde.

Gruß
Konni
 
Es gibt einige Label, die klanglich sehr gut produzieren. Stockfisch Records sei hier genannt.

Ansonsten ist das leider etwas Glückssache. Habe selber gerade erst eine neue CD bekommen, die leider so gar nicht dynamisch klingen will...

Grüße

Flo
 
das erste is wohl am ältesten, damals (^^) wurd noch nich voll ausgereizt
sieht aber auch nach limiting aus, weil keine einzelne spitze raussteht
das würde bedeuten, dass kein einziges von den bildern nen song zeigt, der vollen dynamikumfang hat
natur-drums zb. zeigen auch bei den besten drummern hier und da unterschiedlich laute anschläge

Auch habe ich hier CDs, die erstmal übersteuert aussehen, sich auf meiner Anlage dann aber nicht so wirklich danach anhören !?
das merkt man auch nich ;) höchstens wenn man sich was von dieter bohlen reinzieht ( :stupid: ), und dann bemerkt dass es immer gleich laut is, egal ob da nur grad einer versucht ruhig zu singen oder ob alles mitspielt

Der Rest sieht schon arg grenzwertig aus
^^ selbst bild 5 is noch nich schlimm, ich mach mal eben eins, moment

slipknot.JPG


das is übrigens keine ausnahme, sondern ein (fast) wahllos rausgepicktes liedchen aus meiner sammlung
gängige praxis
 
Ich löse mal ein bisschen was auf, wird vll. Konny etwas wundern ?

Track 2 und 4 sind vom gleichen Interpreten im gleichen Jahr auf der gleichen CD.

Aber gerade bei Track 2 hört man mE die Übersteuerung raus. Also es fehlt einfach ein ganzes Stück Dynamik im Vergleich zu anderen Tracks!

Vielleicht schätzt mal jemand Jahreszahlen :D
 
Das hier ist das schlimmste welches ich kenne:



"Closer" von den Kings of Leon.

Dynmicrange liegt bei 1,3. Das ist ja eigentlich nur noch ein durchgehender Balken :hammer:

Die ganz oben angeführten find ich alle noch durchaus akzeptabel. Solange die DR nicht unter ~6 geht komm ich damit schon klar.

Ich halte einen zu hohen Dynamikumfang im Auto während der Fahrt eh für untauglich. Da werden die leisen Passagen dann schon fast von den Fahrgeräuschen überdeckt.

Gruß
 
Martin schrieb:
Ich halte einen zu hohen Dynamikumfang im Auto während der Fahrt eh für untauglich. Da werden die leisen Passagen dann schon fast von den Fahrgeräuschen überdeckt.
Gruß

Das krieg ich hin.

1. ist der Wagen sehr leise :thumbsup:
2. ist die Musik recht laut. :stupid:

Unterm Strich passts!
 
Früher haben manche Plattenstudios regelrecht Krieg um die beste Pressung und Aufnahme geführt :thumbsup:
Heute interessiert das bei der CD nur einige Nischen wie manche Klassik oder auch wenige Pop und dann noch wenige gute Labels ,gerade deswegen sollte man heutzutage Anlagen fahren wo so ziemlich alles anhörbar ist und auch Spass macht und nicht nur die Vorführ-CD.

Gruss Robi
 


Wenn die Nachbearbeitung immer so wie dort wäre, dann wär`s wohl alles bestens.
In dem Fall wurde sogar individuell der Pegel angepasst. Das Lied ist insgesamt lauter geworden, die erste Passage ist aber noch einmal gesondert vom Pegel her angehoben worden.
Insgesamt bleibt aber der gesamte Dynamikumfang erhalten.
Es gibt also durchaus die Möglichkeit durch eine ard Loudness auch eine "Verbesserung" zu erreichen.
Dann müssen aber die richtigen Menschen am Drücker sitzen....
 
^^ sieht aus, als wenn da nur einmal komplett lauter gemacht wurde, und dann nochmal der erste teil extrabonus gekriegt hat

hat den gleichen effekt wie ein rechtsdreh am regler, der eigentliche sinn dahinter is wohl die angleichung an den rest der musikwelt, dass es nich so viel leiser is

das problem is nich die spitzenlautstärke an sich, sondern die kompression von teilbereichen, um möglichst hohen durchschnittspegel zu erreichen
 
Martin schrieb:
"Closer" von den Kings of Leon.

Ne frage der skalierung sicher auch... Bei mir sieht das Lied so aus:

unbenanntevx.jpg


aber nuja... clipping sieht man auf jeden Fall!


Was mit den anderen, traut sich keiner was über meine Bilder in Post 1 was zu sagen? :hammer: :keks:
 
*abstaub* :)

wollte ja wenigstens noch etwas auflösen:

01: Joe Satriani - Not Of This Earth (1986)
02: Soul Asylum - Somebody to Shove (1992)
03: Soul Asylum - Black Gold (1992)
04: Soul Asylum - Runaway Train (1992)
05: Travis - Sing (2001)
06: Joe Satriani - Gnaah (2004)
07: Yussuf (Cat Stevens) - Heaven/Where the true love goes (2006)
08: Coldplay - Viva la Vida (2008)



Vielleicht nochmal zu meiner Intention bzw. zu einigen Sachen, die mir etwas spanisch vorkommen:

Die 02 sieht ja ganz gut aus... Im Vergleich zur 07, die eigentlich auf den ersten Blick schlechter aussieht, gibt es einen riesen Unterschied. Die 07 klingt total dynamisch, frei, audiophil... einfach geil, so wie es sein soll! Danach habe ich meinem CD-Wechsler die 02 abspielen lassen und es klang wie aus dem Klo. Einfach lasch, undynamisch, dahingeblabbelt... Warum ist hier die 2006er Produktion besser als die 1992er? Habe ich da eine Ausnahme erwischt?

Genauso sieht auch die 05 total grausig aus, klingt aber mE recht gut! Klare Gitarren, gute Auflösung und Dynamik im Hochon, macht Spaß!
Dagegen wieder die 06... sieht eigentlich recht okay und dynamisch aus... Beim anhören erübrigt sich aber der Blick auf die Tonspur... denn es klingt nicht wirklich schön, eher nach der üblichen Dynamikbeschneidung. Obwohl von dem gleichen Sänger wie auch die 01. Nur klingt die 01 absolut Sahne. Zwischen 06 und 01 gilt wohl gut die Regel, dass es über die Jahre schlechter geworden ist :(

Okay... vielleicht hat der eine oder andere ja noch einen Kommentar dazu. Würde mich freuen etwas mehr über die Dynamikgeschichten zu lernen.
Vielleicht auch Interpreten, die HEUTE richtig gut produzieren (lassen)... Sicher kenne ich nicht alle... :)

:D
 
Die 02 sieht ja ganz gut aus... Im Vergleich zur 07
^^die 7 sieht besser aus :P

nicht nur die dynamik entscheidet, wie "dynamisch" und "echt" es sich anhört ;)
das bild aus meinem ersten post zeigt Gematria vom aktuellen Slipknot-album...selbst wenn man ranzoomt, kriegt der balken nicht viel mehr lücken an den rändern, trotzdem hört sich nich alles gleich laut an
denn der ton macht die musik: hohe töne werden deutlich lauter wahrgenommen, den größten anteil nimmt aber der bass ein
hat man nun durchgehend musik, die so laut aufgenommen wurde wie es geht, möchte aber nun zusätzlich einen bassdrum-kick haben, wird der rest für die zeit des kicks ausgeblendet (oder zumindest leiser gemacht)
ungefähr so:

sl1.JPG


^^ das funktioniert so gut, dass die meisten das gar nich merken
und in der gesamtansicht schauts dann so aus wie auf meinem ersten bild
 
hab auch grade mal nachgesehen warum ein lied im auto so dermaßen scheisse klingt.... kein Wunder ;)

ld.jpg


(falls sich jemand fragt was das ist, Raunchy - Phantoms, die über Itunes gekaufte Variante)
 
Durch den Thomas Hoffmann bin ich heute wieder mal auf das Thema aufmerksam geworden und habe das ein oder andere Album in meiner Sammlung mit dem Dynamic Range Meter Tool ( http://www.pleasurizemusic.com/de ) getestet.

Die meisten meiner ordentlichen Alben landen irgendwo zwischen 10 und 15. Die Alben, die unter 10 liegen, kann man meist auch schon am Sound erkennen.

Sehr witzig fand ich auch den Vergleich einer sehr teuren XR-CD von den Dire Straits im Vergleich zu dem Original von 1985. Während das Original auf einen sehr ordentlichen Wert von DR16 kommt, erreicht die XR-CD lediglich DR10. Im direkten Vergleich mit einem Hochtöner wird das auch im Sound dann recht deutlich. Selbst die digital remastered von 1996 schafft eine DR12. Gott sei Dank habe ich mir die XR-CD nicht gekauft, sonst würde ich mich jetzt sehr über das ausgegebene Geld ärgern.

Für alle Interessierten: Es gibt im Internet eine frei verfügbare Datenbank, die schon einige Alben enthält:

http://www.dr.loudness-war.info/

Dort kann man auch selbst Ergebnisse hochladen, die man mit dem TT Dynamic Range Meter ausgelesen hat.

Favorit des Tages: Yazoo - Upstairs at Eric's ... kommt auf DR16.

Gruß
Konni
 
deshalb hat man die brothers in arms ja auch im 85er Original.
Wobei mich interessierne würd' ob irgendwer die seltene DVD-Audio davon hat ...
 
Jetzt hab ich mich schon gefreut, ein paar alte und neue Tracks zu analysieren, aber man muss Bezahlmitgied werden um die Programme zu laden. Aber warum soll ich dort Mitlgied werden, wenn mir die neuen Aufnahmen besser gefallen?

Ich höre vor allem Goa/Psy Trance, Elektro (mit K, nicht das neuere Electro House) und Techno. Die neuen Aufnahmen "knallen" besser und sind mitreissender. Der Klang ist satter. Ironischerweise sinkt die Dynamik nicht unbedingt, weil die lauten Stellen viel lauter sein können als bei den alten Aufnahmen.

Die alten Aufnahmen klingen müde! Wenn ich den Lautstärkeregler aufdrehe, klingt die Musik laut, aber immer noch müde. Alte Klassiker wie Kraftwerk, Front 242 oder auch Devo. Ich hör mir die Sachen trotzdem an aber dann zum guten Teil aus historischem Interesse.

Der erste grosse Schub war in den 90er Jahren. Damals kam die Multibandkompression aus den Kinderschuhen. TC Electronic Finalizer. Beispiel X-Dream Radio. Schöne Musik vollgestopft mit Bass finde ich.

Ich weiss zwar nicht wie, aber die Musik wird weiterhin lauter. Mein aktueller Test-Track, wenn es superlaut sein soll: The Hacker, X Live, White Techno Funk, 2008. Extrem laut aber vom Klang her meiner Meinung nach einwandfrei und der Track schiebt richtig.

Hier nur meine Perspektive. Ich glaube gerne, dass es für andere Musikrichtungen abwärts ging.

Es gab/gibt ja auch zwei Loudness Wars. Der eine ist FM Radio. Die Geräte greifen ja bis in die FM Modulation hinein. Aber Radio ist ja leider meist Quark für Küchenradios drum egal. Aber im Bereich "Wer hat die lauteste CD" konnte ich mich nicht beklagen.
 
Version 1.4 für Windows kann ich bei Bedarf gerne zur Verfügung stellen (PN).

Bei Elektro-Musik ist das ganze auch nicht so schlimm. Aber dennoch finde ich, das Kraftwerk deutlich besser klingt als andere Elektro-Musik. Und wer mal verschiedene Versionen der gleichen CD testet, kann ja schnell herausfinden, welche Aufnahme die beste ist.

Ich habe die Brothers In Arms in drei verschiedenen Versionen:
- Original von 1985
- Remaster von 1996
- XR-CD Remaster

Erstere klingt sogar noch deutlich besser als die sehr teure XR-CD. Gerade, wenn man sehr laut hört, klingen CDs mit hoher Dynamik oft noch deutlich entspannter und "übersichtlicher". Bei den Niedrig-Dynamik-Aufnahmen drehe ich dagegen schnell leiser. Zumal ich mich an diesen Aufnahmen auch sehr schnell "satt" höre. In Sachen Fein-Dynamik liegen die dynamischen Aufnahmen auch weit vorne, während die anderen häufig etwas knalliger wirken. Dies täuscht aber nur im ersten Moment. Wenn man die Pegel auf das "leisteste" Instrument abgleicht, ist erstere nämlich wieder knalliger.

Einziger "Nachteil" der hohen Dynamik --> höheres Grundrauschen

Gruß
Konni
 
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