Micro Precision 7 Hochtöner 60w reicht aus?

wenn ich schon gerufen werde... aber Vorsicht: ich hab studiert, das ist allerdings schon >34 Jahre her... - dafür aber >30 Jahre Audio Praxis (wenn man meine ersten Bastelungen in Sachen Boxen und Amps vor 46 Jahren mal vernachlässigt), reicht das für die Praktiker? ;)

Ein Hochtöner mit 2 mm Wickelhöhe auf 25 mm Durchmesser Spule verwendet 0,12 mm CU- Draht, das sind 0,0113 mm². Nun schaut Euch bitte mal Sicherungen an. Wieviel Drahtquerschnitt hat eine 1A, wievie eine 10A? So bekommen beide, Praktiker und Theoretiker, vielleicht mal ein "Gefühl" dafür, wieviel Saft (Strom) so ein Hochtönerdrähtchen wirklich aushält. Klar: Verstärkerwatt multiplizieren sich aus Strom (A) und Spannung (I). Das Ohmsche Gesetz (U = R * I) sagt, in welchem Verhältnis. Brückt man einen Stereo-Amp, erhöht er lediglich die Spannung (im Idealfall um den Faktor 4) am Ausgang, nicht aber den Strom, letzterer geht ihm meist aus, weil die internen Netzteile aus Platzgründen zu klein sind. Manche "oldschool" (HCCA) Amps schafften das allerdings.

Ein typischer 50W RMS-CarAmp verwendet ein Paar Transen im Ausgang. Will der Konstrukteur die Leistung auf das Doppelte erhöhen, nimmt er 2 Paar derselben Transen und bei 200W dann 4 Paar. Diese geben ihre Leistung über die Emitterwiderstände ab, die klein, aber nicht Null Ohm sind, damit sie Potentialunterschiede, die es bei der Bauteilestreuung pararell arbeitender Transen gibt, zu kompensieren versuchen, denn sonst würde sich der Netzteilstrom den Transistor mit dem geringsten Innenwiderstand suchen und all seine Stromlieferfähigkeit dem einen Transistor aufzwingen, was der mit frühzeitigem Ableben beantworten würde.

Wer wirklich mal kritische Blindhörversuche, begleitet von Messungen, gemacht hat, wird festgestellt haben, dass es immer dann am verzerrungsärmsten klingt, wenn möglichst wenige Halbleiter parallel arbeiten. Je mehr Transen sich die Aufgabe teilen, desto unwilliger teilen sie sich die zugeführte Netzteilleistung (wegen ihrer Toleranzen) und desto mehr Phasenfehler entstehen, die das Signal verschmieren. Diese hört man in Form von Verzerrungen; sind diese ungradzahlig, klingen sie sehr unangenehm. Ein Hochtöner mit seiner sehr leichten Membran löst solche Feinheiten weit besser auf als ein schwererer Mitteltöner. Und gar als ein Subwoofer mit zentnerschwerem Mms. Daher hört man solche "schrill" oder "zitzelig" bezeichneten Verzerrungen, wo "S"-Laute eher nach "tZ" klingen - oder, wenn der Verstärkerbauer eine "Bremse" in den Signalweg eingebaut hat, um allzu steile Anstiegsgeschwindigkeiten zu vermeiden, wie "F", am Hochtöner am deutlichsten. Insofern ist es dem fein auflösenden Klang abträglich, mehr als ein Paar Transen in der Ausgangsstufe des Amps zu haben. Bei den üblicherweise verwendeten Leistungshalbleitern bewegen wir uns somit im RMS-Leistungsbereich an 4 Ohm von 30 bis max 60W. Soweit die theoretische Erklärung des in der Praxis gehörten Klangeffekts. Der erklärt leider nicht die als "dynamischer" bezeichneten Höhen bei hochleistigen Amps. Nun, da spielt die Psychoakustik mit: wenn ein Impuls überschwingt, dann hört man das "S" als "tZ". Sehr viele Hörer meinen, diese "Härte" als "Dynamik" verstehen zu müssen. Objektiv betrachtet ist das jedoch falsch. Genauso, wie ein anschlagender Lautsprecher zwar ziemlich zackig klappert, das aber unschwer als nicht zur Musik gehörig zu erkennen ist.

Auf die Effekte, was in einer heiß werdenden Schwingspule passiert und welche klanglichen Auswirkungen und welche Rückwirkungen auf den Verstärker das hat, möchte ich nun nicht auch noch eingehen, sonst wird das hier ein Buch.

Long story short: jeden Töner so versorgen, wie der Lautsprecherhersteller die Belastbarkeit in RMS oder Sinus angegeben hat. Nicht mehr und nicht viel weniger - schon stimmt's. Und nicht irgendwelchen obskuren "Regeln" glauben, wonach man Subwoofer um 150% überlasten soll. Solch einen Unsinn habe ich bisher noch nicht gelesen. :fp:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Hochtöner mit 2 mm Wickelhöhe auf 25 mm Durchmesser Spule verwendet 0,12 mm CU- Draht, das sind 0,0113 mm². Nun schaut Euch bitte mal Sicherungen an. Wieviel Drahtquerschnitt hat eine 1A, wievie eine 10A? So bekommen beide, Praktiker und Theoretiker, vielleicht mal ein "Gefühl"...

Danke. Wir haben zwar keine klare Antwort a'la "max 20W" bekommen, aber das oben genannte reicht mir und spricht für sich

Da war ich mit meiner Schätzung 0,3mm noch großzügig :-)
 
Meine Hilfe formuliere ich lieber so, dass interessierte Leute vielleicht lernen, sich selbst zu helfen. Nur Kochrezepte nachbeten bringt lernwillige Menschen nicht wirklich weiter. Wer genau liest, findet aber auch konkrete Zahlen :)
 
Obwohl niemand so richtig meinen Post von der letzten Seite beachtet hat, möchte ich auch Klaus' Aussage nicht einfach stehen lassen: Eine Sicherung mit einer Schwingspule zu vergleichen ist schon Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Die Schwingspule kühlt sich, wenn auch nur sehr wenig durch die eigene Bewegung selbst. Und außerdem ging es hier um kurze Impulse. Du kannst ja mal die Energie eines 5kHz-Tones mit 150 W berechnet und daraus folgend auf die Erwärmung einer "üblichen" Schwingspule schließen.
 
Eine Sicherung mit einer Schwingspule zu vergleichen ist schon Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Das ist die Verdeutlichung eines Effekts durch eine Analogie.

Bei einem Hochtöner von Kühllung wegen Luftbewegung zu sprechen, ist auch recht mutig... ;) Musik besteht üblicherweise aus vielen Impulsen...
 
Integral der Sinusfunktion bilden, Energie ermittelt! Übliche Schwingspulenmasse einsetzen in: deltaT gleich Energie/(Masse x spezifische Wärmekapazität)...bin grad nur zu faul..
 
aha

Ich nehme Dir den Aufwand mit der Integralrechnung der Energie ab. Ich mache es einfach -> wir pumpen in den HT Deine 150W als Sinus eine Sekunde lang (es soll ja ein praktikabler Impuls sein). Das ergibt eine Energie von 150J (150W x 1s). Und was machst Du damit, wie geht es weiter?
 
Zuletzt bearbeitet:
Liest du was ich schreibe?

Einen Impuls verstehe ich als weniger als 0,1 s, eher noch deutlich weniger.. Wären dann 15J. Delta T= 0,015/(0,382*0,0002)= 200K...
 
Verstanden, wie kommst du auf die 0,0002 (ich nehme an kg also 0,2g)? Eigentlich kommt mir es sehr wenig vor und somit die Temperatur fast zu hoch, aber...

Merkst Du was passiert, wenn man Deinen Rechenansatz bei Dauerleistung/Dauerbelastung einsetzt?
Wenn wir die Leistung von 150W auf nur 15W reduzieren, dafür aber z.B. 10Min lang zuführen (Dauerleistung), dann haben wir nicht 15J sondern 900J zugeführt, also um Faktor 60 zu Deiner Rechnung gesteigert. Daraufhin müsste die Delta T nach Deiner Rechnung auf 12.000K steigen ;-)
Natürlich wird in dieser Zeit ein Teil der Energie als Abwärme durch Kühlung abgegeben und die 12.000K werden niemals erreicht. Nicht desto Trotz scheint dieser Rechenansatz für diese Aufgabenstellung etwas fraglich zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei den "pauschalen" Aussagen "viel hilft viel" sollte bedacht werden das das Musiksignal in seiner Leistungsverteilung dem rosa Rauschen sehr ähnlich ist und zu hohen Frequenzen hin die enthaltene Energie stetig sinkt. Demzufolge sind für eine ideale Ansteuerung Verstärker erforderlich die diese "kleinen" Signale sauber wiedergeben. Unter dem Stichwort Kleinsignalverhalten wird kaum ein großer Verstärker (viel Leistung) bestehen. Da sind die kleinen Amps mit 10 bis 50 Watt im Vorteil und arbeiten in einem optimalen Bereich der Halbleiterkennlinie.
Der eine oder andere mag einmal über diesen Ansatz nachdenken und dann nochmal den Beitrag von Klaus lesen.
 
Long story short: jeden Töner so versorgen, wie der Lautsprecherhersteller die Belastbarkeit in RMS oder Sinus angegeben hat. Nicht mehr und nicht viel weniger - schon stimmt's.

Hi Klaus,

danke für Ihre strukturierte Erkläuterung und schlüssige Aussage.

Kann ich so verstehen, dass eine Endstufe mit 30-60W für HT sogar besser klingern sollte als die Endstufe mit hocher Leistung wie z.B. 100-150W.

Laut der Angabe von MP steht im Datenblatt "POWER HANDLING 100W". Was soll man darunter verstehen? Ist der Wert die Herstellerangabe, die Sie oben genannt haben?

https://www.dropbox.com/sh/htel5579...sheets/7 Series/MP-7-28MKIII-Tweeter.pdf?dl=0

MFG
 
Das kommt auf die Schaltung an, es ist jedoch davon auszugehen dass bei Endstufen gleicher Serie die mit weniger Leistung weniger beeinträchtigende Bauteile die für mehr Leistung notwendig sind beinhaltet.
 
Viel BlaBla hier oje...

50Watt reichen dem einen,dem anderen nicht.

Ein Ht kann auch kurzfristig 200watt schlucken. Wir reden hier von Impuls.
Macht man das auf Dauer kokelt man die Spule an!

Man sollte also eine gewisse Balance finden,wie oben von Klaus geschrieben,sollten dann 100Watt reichen!

Selbst mit 2x200Watt und 2x50 Watt am Ht spazieren fahrend ...
 
Danke für den informativen sachhaltigen Post nach dem vielen Blabla ;)
 
Und gerade weil ich auf solche Überlegungen keine Lust mehr hatte "ob es denn reicht" hab ich einfach das dickste Brett genommen das zur Verfügung stand. Läuft!:thumbsup:

Und damit unter Umständen mehr Klirr bei geringeren Abhörlautstärken in Kauf genommen :keks: Aber bei euch in der Ecke ist das ja glaub ich eher Dynamik :ugly:


Danke für den informativen sachhaltigen Post nach dem vielen Blabla ;)

YMMD²!

Ich kann mich hier kaum am Tisch halten. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
wie oben von Klaus geschrieben,sollten dann 100Watt reichen!
ich lese hier hochinteressiert mit - aber so habe ich das vom Klaus nicht verstanden (?)

Ich dachte Systemleistung bezieht sich auf das gesamte Frequenzband und der HT bekommt dann davon nur anteilig die "oberen" 15%, je nach Trennfrequenz? war das nicht dieser "Trick" den die Hersteller nutzen für die riesigen Watt-Angaben für die hauchdünnen Schwingspulen?
Das war jetzt die Zusammenfassung in meinem Kopf - habe ich das nun total falsch verstanden?
 
Mit dem Verweis auf die Leistungsverteilung über das Spektrum habe ich doch genau auf diesen Umstand hingewiesen und das sich die Hersteller von Systemen an einer für den Anwender aussagekräftigen Größe "Systemleistung" orientieren ist doch genau richtig, denn das sichert die "Vergleichbarkeit". Wenn man sich die Verteilung von Musiksignalen oder auch rosa Rauschen anschaut, dann wird man ganz schnell sehen, das der Pegel im Hochton hier 15 bis 20 dB unter dem des Bassbereich ca. 100 Hz liegt. Demzufolge ist die notwendige Leistung auch wesentlich geringer. Pegelrechner kann ja jeder bei Sengpiel mal nachrechnen 20 dB macht bei der Leistung Faktor 100 und demzufolge reicht bei "normalen" 110 dB im Auto dann auch eine Leistung von ca. 1 Watt für den Hochtöner aus. Wer dann noch genug Reserve für das Ping und den letzten Peak haben möchte, der ist mit ca. 10 Watt (+10 dB) Endstufenleistung ausreichend versorgt.
Das war jetzt der rein theoretische Ansatz den die Praktiker bitte mit Messungen und einer daraus folgenden Darlegung der Notwendigkeit in der realen Anwendung spezifizieren können.
Die Antwort eines lösungsorientiert denkenden Realisten an diese Anforderung wird dann sein:
Wer mehr als 110 dB in einem Abstand von 1 m zum Hochtöner benötigt wird nur mit einer Hornkonstruktion ein akzeptables Ergebnis realisieren können.
Wer seinen Körper dieser akustischen Stressbelastung aussetzt wird am reinen Musikgenuss nicht lange Freude haben und sein Gehör schädigen. Aus der Erfahrung heraus kann ich nur sagen das mit Hörnern - bei sauber aufbereitetem Musiksignal und Reproduktion durch den Lautsprecher auch im Abstand von 3 bis 5 Metern die Schmerzgrenze ohne weiteres erreicht werden kann. Das äußert sich dann in einem Schmerz, der wie ein Nadelstich plötzlich im Ohr auftritt.
 
Zurück
Oben Unten