Hallo.
Wegen den zahlreichen Nachfragen und Anregungen, haben wir heute Vormittag noch mal eine Mess-Session gemacht. Auch wurde öfter gefragt, woher die Komponenten stammen, ob das Schwingsystem von Ehmann & Partner ist und andere Fragen.
Dazu hier mal ein Bild in Nahaufnahme der Kalotte, auf der man sehr gut die Transparenz des Gewebes sieht und das Dämpfungspad dahinter:
Die Gewebekalotte des 28mm Hochtöners von Ehmann & Partner ist dagegen schwarz beschichtet und nicht so dünn und transparent wie unsere, wenn ich mich richtig erinnere.
Der Hochtöner
wird komplett bei uns in Neunkirchen zusammengebaut und er basiert nicht auf einem schon existierenden Chassis. Er ist neu.
Die Polstücke des Antriebes, Gehäuse etc. lassen wir hier im Saarland fertigen. Wir haben da jemand äußerst präzisen, der diese Teile fertigt. Die Magnete kommen aus China (wie auch anders, dort lagern 80% der auf dem Planeten vorkommenden Neodymvorräte im Boden). Über den Aufbau des Antriebs möchten wir nicht weiter eingehen, solange wir uns diese Konstruktion gerade rechtlich sichern. Der Antrieb ist übrigens ferrofluidfrei, die Kühlung ist aber durch den extrem offenen, ventilierten Aufbau äußerst gut. Ferrofluid im Luftspalt hat oft seine gute Berechtigung. Bei diesem Konzept aber würde es die Zirkulation/Ventilation um das Schwingsystem herum negativ beeinträchtigen und damit auch feindynamisch limitieren.
Zu den Fragen betreffend die Peaks bei 8kHz bzw. 16kHz und der Interpretation von Messungen und der Anfrage zu Messungen unter Winkel: Eine Frequenzgangmessung sollte man immer in direkten Zusammenhang mit dem Wasserfallplot ansehen. Dort fällt auf, dass bei 8 bzw. 16kHz im Wasserfallplot keine Resonanzen zu sehen sind. Also, woher kommts? Nun haben wir heute den Hochtöner mit Schallführung (wie bei der axialen Messung auch) in der Normschallwand noch mal für euch unter Winkel gemessen; hier die Messung unter 10°:
Nun wird ersichtlich, dass der Frequenzgang plötzlich über weite Strecken linearer verläuft, als bei axialer Messung. Die Erklärung: Fast jeder Hochtöner misst sich in der Messschallwand auf Achse welliger als unter Winkel. Dafür verantwortlich sind Kanteneffekte, zum Teil des Hochtönerflansches (von den Innenkanten meist bei sehr hohen Frequenzen), der Schallführung (diese etwas tiefer) oder den Kanten der Messschallwand (noch tiefer auftretend). Bei axialer Messung sind diese Kanten alle gleich weit vom Mikro weg (logisch) und treten so bei den betreffenden Komplementärfrequenzen massiv auf. Winkle ich nun leicht aus, sind die Abstände ungleich und die entsprechenden Frequenzen auch. Ergebnis: Glatterer Verlauf.
Hier die anderen Messungen unter Achse, bei 30° und 45°:
Man sieht die für einen 28er HT sehr geringen Bündelungseffekte mit den typischen Abfällen zu den höchsten Frequenzen. Glücklicherweise nimmt das Rundstrahlen unter 45° dann in den Höhen deutlich ab, was auch bei Anwinklung des linken HTs auf den Hörer weniger harte Reflexion von der Seitenscheibe gibt. Man muss also nicht unbedingt die HTs auf den Schaltknüppel anwinkeln, um einem Einfluss der Seitenscheibenreflexion auf die Ortungsschärfe zu entgehen.
Um mal eine axiale Messung ohne Schallführung zeigen zu können, haben wir einen S28MultiMag vorhin auch mal in die A-Säule eines Golf4 (also keine Schallwand) gesetzt und gemessen:
Keine Frage, das ist wesentlich linearer als die Schallwandmessung. Es hat eben auch seinen Grund, warum einige High-End Lautsprecherhersteller (wie B & W und andere) ihre Hochtöner extern als „Fahrradlampe“ ans Gehäuse montieren. Man umgeht so die Frühreflexionen der umgebenden Fläche. Montier ich nun wieder zurück auf Schallwand, müsste ich bei jedem HT, der einigermaßen Rundstrahlverhalten aufweist, dies konstruktiv ausgleichen durch Schallführung o.ä.
Aber um mal Messungen zu zeigen, die der Auflösung des menschlichen Ohres (entspricht Kunstkopf) deutlich näher kommen, hier mal Terzband-Messungen im Diffusschallfeld („Fernfeld“), also nicht im reflexionsfreien Bereich wie die MLSSA-Messungen oben. Peaks und Senken im Frequenzgang nimmt das menschliche Ohr nämlich nur bei entsprechender Breite dieses Bereiches im Kombination mit entsprechendem Pegelunterschied wahr. Das erste Bild ist axial gemessen, das Zweite unter den 10°:
Es wurde wieder ohne Hochpassfilterung o.ä. gemessen, diesmal im erhöhten Abstand (wie gesagt, im Diffusschallfeld).