Du hast Messequipment um Kopfhörer zu messen? Das wär interessant, erzähl mal.
Jeder, der ein Messequipment ala Vorgabe Arta hat, kann sich eine entsprechende Schablone bauen um mit dem Messmik in dem Bereich zu messen, wo sich das Ohr normalerweise unter dem Kopfhörer befindet. Diesen Aufbau kann er dann wahlweise soweit verfeinern, bis er auch das Ohr nebst Ohrmuschel beginnt nachzuformen um eventuelle Resonanzen im Raum zwischen Membran und Mik zu eliminieren, Anpressdrücke, die die Polster verformen, etc.. Leider haben all diese Verfeinerungen einen gewaltigen Haken: Das Ohr bündelt frequenzabhängig und das zeigt sich nachher im Frequenzschrieb. Dieses kann dann ggf. wieder herausgerechnet werden und genau hier beginnt der Interpretationsspielraum, was meiner Meinung nach auch zu den unterschiedlich klingenden Kopfhörer führt, da die Interpretation des menschlichen Hörempfindens schon bei der Entwicklung der Kopfhörer seinen Anfang nimmt, sich sogar über die Jahrzehnte und der Datenkompression ala mp3 verändert hat. Die Wahl der Lautstärke spielt übrigens auch eine Rolle! Deswegen sehen die Kurven nach Korrektur und die originalen Messkurven bei
http://www.innerfidelity.com/ unterschiedlich aus. Je nach verwendetem Aufbau und Lage des Miks muss unterschiedlich rückgerechnet werden. Obige Seite bietet da eine Menge zum Nachlesen.
Ich schrieb:
selbst bei einer rudimentären Messung fällt auf, wie schlecht der K712 im Vergleich zum alten K141 oder zu einem aktuellen Sennheiser HD 650 ist!
"rudimentären Messung" und "im Vergleich zum" sind die entscheidenden Worte dieses Satzes!
rudimentär: Ich habe bewusst eine plane, nicht reflektierend bestoffte, ebene Holzscheibe genommen, in der das Mik resonanzfrei luftdicht aufgehängt ist und dessen Position ich sowohl in der Tiefe (Abstand zur Kopfhörermembran = z-Richtung), als auch die x-y Koordinaten variieren kann. So ergibt sich eine ganze Schar von Messkurven, die mir u.U. sogar vorhandene Resonanzen aufzeigt, die dem Luftvolumen geschuldet sind, in dem sich beim echten Hören unser Ohr befindet.
Ich kann bei meiner Messung nur Vergleiche zwischen den Kopfhörern machen, die ich selber hier hatte und die ich idealer Weise unter gleichen Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit bestimmen konnte. Allerdings hoffe ich auf eine Vergleichsmessung von Innerfidelity und schaue nach, ob ähnliche Frequenzverläufe sich auch dort gezeigt haben. Ein paar dieser Overlays findet man unter meinen Alben.
Dann folgt ein Gegenhören zwischen meiner mit dem selben Messequipment ausgemessenen Anlage und ein Abtasten verschiedener charakteristischer Frequenzen (ASIO-Frequenzgenerator vs mein Ohr), bei denen sich Überhöhungen und Einbrüche im Frequenzschrieb des Kopfhörers zeigten.
Als nächstes forme ich dazu ein Equalizer-Setup und schaue, ob sich diese charakteristischen Einbrüche und Überhöhungen des Kopfhörers im normalen Hörraum nachbilden lassen. Da meine DCX2496 Makro-gesteuert ist, kann ich mit nur einem Tastendruck zwischen vollkommen unterschiedlichen Setups hin- und herschalten, genauso wie zwischen Kopfhörer und Anlage. Letzten Endes traue ich keinem Frequenzschrieb, den ich nicht mit meinem Ohr akustisch überprüft habe.