Also ich kenne Menschen, die aufgrund täglicher Erfahrung hervorragend per Gehör einstellen können, aber gerade, wenn man anfängt, in die Materie einzusteigen, ist ein Mikro unerlässlich, meine ich. Damit man nämlich erst mal ein Gespür dafür entwickelt, ob der nervige Peak jetzt bei 4000 oder 2000 Hz liegt, muss man erst mal wissen, wie sich ein 4000 Hz Peak anhört und dass er überhaupt genau dort liegt. Wenn alles super passt, herzlichen Glückwunsch, aber vor allem bei der Fehlersuche ist das Mikro ein sehr hilfreiches Werkzeug.
Je öfter man das macht, umso weniger benötigt man später das Mikro zum Einstellen. Genauso bei der Laufzeit, kein Anfänger wird in der Lage sein, eine 3-Wege vollaktiv Anlage zeit- und phasenrichtig nach Gehör einzustellen, behaupte ich mal. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen, bevor ich angefangen habe, mich intensiv mit dem Messen zu beschäftigen.
Per Messung ist es zwar auch noch kein Kinderspiel, da das Gemessene immer noch eine Menge Interpretationsspielraum bietet, aber man sieht wesentlich deutlicher, was da eigentlich passiert, wenn man Laufzeit, Trennung und Equi verändert. Und bei der Zweikanal-Impulsmessung zur Laufzeitkorrektur ist es außerdem völlig unerheblich, wie gut oder schlecht das Mikro ist, hier interessiert nur der Zeitfaktor und evtl. noch der relative Vergleich von Einzel- und Gesamtfrequenzgang im Übernahmebereich.
Natürlich darf man auch beim Messen nicht blind auf die Kurven vertrauen, sondern muss sie als Hilfsmittel sehen und auch "zwischen den Zeilen lesen". Jede Veränderung der Mikrofonposition bringt ja auch wieder ein verändertes Messergebnis.
Zusätzlich nutzt man dann halt noch Sachen wie Terzbandrauschen, Impulse und vor allem gut bekannte Musikstücke, um das Gemessene zu verfeinern. Vor allem die richtige Gesamttonalität stelle ich ganz zum Schluss nach Gehör und Musik ein. Das dauert dann meistens noch einige Hörsessions, bis ich zufrieden bin.
Und wie gesagt, je öfter man das macht, umso mehr kann man aus Erfahrung einfach schon "heraushören". Die "alten Hasen" machen das in einem Bruchteil der Zeit.