Da ich inhaltlich meinen Senf ja schon zur Genüge getippt hatte, wollte ich mich ansich raushalten - zumal mir manche Kommentare auf meine gut gemeinten Ratschläge doch allzu unqualifiziert erschienen. Da Dominik aber anscheindend endlich das "schwächste Glied" gefunden hat und somit meine "unqualifizierte" Vermutung, dass eine andere Komponente mehr Verzerrungen produziert hat als die Amps und diese somit übertönt hat, freue ich mich, dass dies nun fast alle verstanden haben.
In meinem Labor steht (mehr als) eine Kette möglichst neutraler Komponenten im 5-stelligen Preisbereich, worin dann einzelne Glieder ausgetauscht und bewertet werden können (was ich oft mache). Leider bietet mein Labor max 2 weiteren Leuten Platz und es stehen sehr teure Werte "rum", von denen leider schon welche weggekommen sind. Weshalb ich mit Einladungen recht zurückhaltend geworden bin. Ich habe in letzter Zeit sehr viele Verstärker durchgehört und momentan die beste CarFi-Endstufe, die m.E. je gebaut wurde, laufen. GFA 4702. Die hält sogar mit den mir bekannt besten Heimendstufen mit, die ich mir inzwischen gekauft habe. Einzelne Fuzzis, die es nicht weit bis LM haben und mir als ehrliche und nette Menschen bekannt sind, können gerne mal vorbeikommen und dabei auch 1 oder 2 (2-Kanal-)Amps als Vergleich mitbringen. Sie dürfen sich aber nicht daran stören, dass bei mir halt auch sehr teure Kabel dranstecken, weil ich mit den billigeren/schlechteren sonst eine Engstelle (schwächstes Glied) gebaut hätte. Ich kaufe mir solche Sachen auch erst nach langem Selbstzweifel, denn ich besitze keinen Dukatenesel. Ihr dürft mir ruhig glauben, dass das, was ich dann letztlich kaufe, sein Geld auch wert ist. Ich habe letztlich alles Geld, was ich mit Hifi je verdient habe, in den Ausbau meiner Referenzkette gesteckt, um die Kette immer "stärker" machen zu können. So schaukelt man sich halt hoch... - immerhin mach ich das ja gerade mal seit 1985 professionell.
Was ihr in meiner Laboranlage nicht finden werdet, sind DSP oder andere Equalizer. Solche Effektgeräte zerstören in den allermeisten Fällen das Timing - und das ist für den natürlichen Klang wichtiger als das eine oder andere kleine Fitzelchen Abweichung vom geraden Frequenzgang. Wenn ich mal was aktiv trennen muß, nehme ich 2 alte Naka-Aktivweichen, die zwar analog sind, aber klanglich ausgesprochen wenige Fehler machen.
Wenn Ihr mir nicht glauben wollt, vielleicht glaubt Ihr Hans (dem langjährigen AYA-Vorsitzenden). Ich hab ihm vor einigen Wochen "endgültige" Heimlautsprecher abgestimmt. Als er die dann aufgebaut hatte und an seinem Yamaha-Heim-amp zur Probe hörte und ein paar Details auszusetzen hatte und wir dann per Ferndiagnose die ein- oder andere Fehlerquelle (Resonanzen im Raum / im Gehäuse) beseitigt hatten - er dann selbst auf die Idee kam, seinen (sehr teuren) Autoverstärker anstelle des Yamaha dranzuhängen - rief er recht glückselig an. Und sagte etwas, das ich im Vertrauen schon so Manchem, aber niemals laut gesagt hatte: "Ab jetzt ist kein Auto mehr besser als Note 7". Das ist natürlich nicht wirklich ernst gemeint, sagt aber 2 Dinge aus: 1) eine sehr gut gemachte Heimanlage (und davon ist Hans immer noch ein gutes Stück entfernt, weil noch ein paar andere Kettenglieder Potential nach oben haben) klingt um Welten besser/natürlicher als die allerbeste Autoanlage - und 2) er hörte einen Verstärkerunterschied in dem Maße, wie die Worte "meckern" und "schwelgen" unterschiedlich sind. Sprich: das waren mehr als 2 Noten.
Auch, wenn sich der ein- oder andere auf die Unterlippe getreten fühlt, es ist nicht naturgegeben, kritisch hören und beurteilen zu können. Nicht jeder McDo-Esser kann ohne Übung als Restauranttester für Michelin arbeiten. Bei genügend Interesse kann man das lernen - und ich habe es schon hunderten von Juroren seit 1991 beigebracht. Leider hat das aber einen Nachteil: denn in den ersten Jahren, wenn man im Begriff ist, dieses "sezierende Hören" zu perfektionieren, hört man nicht mehr auf die Musik, sondern nur noch so: "Hastde eben wieder das Hochzongezischel gehört" - "Oooch, der Grundton dröhnt alles so zu, dass man kein Wort mehr versteht." - "Oooch - der Applaus kling wie undifferenziertes Rauschen"... - man hört dann nur noch klangliche Fehler und verdirbt sich ein Stück den Musikgenuss. Interessanterweise haben alle dieser Leute ihren Musikgeschmack in Laufe der Jahr(zehnt)e, die ich sie nun schon kenne, deutlich von "bumm-bumm-zisch" in Richtung audiophile Lifeaufnahmen verändert und können heute sogar eine Blasmusikkapelle genießen, weil die Bläser derart scharf und gleichzeitig sauber klingen, wenn (weil life auf dem Marktplatz) keine Anlage dazwischen ist. Sprich: man beginnt, gezielt in unverstärkte Lifekonzerte zu gehen. Dazu habe ich ein eigenes Erlebnis beizutragen, das schöner war als der schönste "Ohrgasmus": 1999 in der Opera Champs-Elysee in Paris: kleines Haus ohne Mikros, ich erster Rang mitte ganz vorn, ca 6 Meter Luftlinie hinter dem Dirigenten. Auf der Bühne ein maximal besetztes Symphonieorchester (mit 6 Kontrabässen), dahinter ein 120-köpfiger Chor und links und recht vom Dirigenten eine Sopranistin, ein Bariton, eine Altistin und ein Bass (berühmte Künstler). Es gab: Verdi - Requiem. Ich hab in meiner Pariser Zeit alle Openhäuser dort heimgesucht und gute und schlechte Konzerte gehört. In Bercy sogar die beste PA-Anlage gehört: beim Santana-Konzert. Aber der Verdi - das war das absolute Highlight - das hab ich immer noch im Festspeicher zwischen meinen Ohren...

- Daher mein Rat: tut Euch mal sowas an. Mehrmals... Dann bekommt Ihr eine Idee, dass selbst die weltbeste Heimanlage gegen life in einem akustisch guten Haus maximal Note 6 ist (im 10er System). Und ihr versteht dann, wie sehr man Musik genießen kann. Vielleicht versteht Ihr dann, dass ich manchmal ein bischen deprimiert werde, wenn mir Halbwissen in Kombination mit provokanter Besserwisserei begegnet. Wer offen und interessiert ist, dem bringe ich bei, was ich gelernt habe. Aber reintrichten werde ich es Niemandem.