Mister Cool
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Ich habe hier schon in einigen Threads das Thema „Referenzkurven“ erwähnt: welche ist geeignet, wie kann man sie an eigene Bedürfnisse anpassen und letztendlich wie kann man sie bei der Einmessung des DSPs einsetzen.
Bis auf die typische, verbreitete 40dB Audio Referenzkurve, habe ich nichts detailliertes gefunden, was erklären würde, wie sie entstehen und welches Konzept dahinter steckt.
Da ich gerade in einem anderen Thread das ganze etwas genauer betrachten wollte, aber diesen Thread mit meinen OOT Ideen nicht zumüllen wollte, haben hier in diesem Thread ein paar Ideen und Erfahrungen dazu zusammengefasst. Es steht jedem frei, im Anschluß seine Ideen, seinen Umgang und Workflow zu den Referenzkurven zu beschreiben.
Ich bin mir dessen bewusst, dass es für den angedachten Zweck für die meisten Fuzzis z.T. ein Overkill und Spinnerei ist, aber für mich war die Spielerei interessant, lehrreich, half mir gewisse Dinge besser zu verstehen/interpretieren und anschließend im Auto mit Hilfe des DSPs umzusetzen.
Als ich mit dem Einmessen mit Hilfe von PRAXIS und heruntergeladener Audio Referenzkurve 40dB die ersten Einmessversuche gestartet habe, habe ich schnell festgestellt, dass das erreichte klangliche Ergebnis nicht meiner Vorstellung entsprach. Es war mir klar, dass auf Grund der Auto-Raumakustik, der Fahrgeräusche und Maskierungseffekte (besonders ausgeprägt in dem Bass- und Grundtonbereich), der Frequenzgangsverlauf anders als bei Heimanlage aussehen sollte, aber zumindest in dem Mittelton und Hochton sollte es ansatzweise ähnlich klingen. Ich habe (ohne zu übertreiben) zig verschiedene abgewandelte/modifizierte Referenzkurven erstell, über hundert Setups ausprobiert, aber keiner war wirklich richtig. Bis ich auf die Idee kam, die ich jetzt vorstellen möchte.
Meine Referenz, nach der ich mich immer klanglich orientiert habe, war meine relativ gute Heimanlage in meinem Musikzimmer. Mein Ziel war es, die Anlage im Auto so einzustellen, dass sie ähnlich klingt wie die Heimanlage. Das „ähnlich“ (und nicht „gleich“) kommt von einem deutlich spaßiger eingestellten Sub-/Bassbereich, der die oben genannten Effekte (Fahrgeräusche, Abrollgeräusche,…) kompensiert. Und wie habe ich es letztendlich gemacht/geschafft?
Was ist einfacher, als die Heimanlage zu vermessen, und die gemessene Heim-Kurve als Referenzkurve in dem Auto einzusetzen? Wie das geht, wollte ich in diesem Thread mit Hilfe von ein paar Bilder/Messdiagrammen vorstellen.
Alle Messungen erfolgten mit dem Selbstgebauten „Ohren-Messmikro“ angeschlossen an interne Soundkarte eines Notebooks. Die Genauigkeit des Messystems spielt in diesem Fall absolut untergeordnete Rolle.
Als Messsignal nutze ich das Rosarauschen von audison BitTen CD
Als Messprogramm nutze ich das REW (umgestiegen von PRAXIS)
Für die Korrektur des Rosarauschens (Abfall des Signalpegels um 3dB pro Oktave) habe ich mir eine passende Korrekturdatei erstellt und eingesetzt (REW kann das von sich aus nicht)
Für die anschließende Balance-Kontrolle per Ohr nutze ich Terz-Rosarauschensignale für die typischen Frequenzen 20, 25, 32, 40, 50, 63, 80, 100, 125,…Hz bis 16kHz
Alle Messdiagramme sind wegen Übersichtlichkeit mit 1/1 Oktave geglättet. Eine genauere Darstellung / Feinere Glättungsintensität ist für diese Betrachtung ohne Bedeutung.
1. Messen der Heimanlage
Damit ich ein einigermaßen verlässliches Bild von meiner Heimanlage bekomme, habe ich zuerst getrennt den linken und rechtem Lautsprecher (B&W 804) und dann das Summensignal vermessen. Dazu habe ich mich zuerst ca. 1,5m vor dem linken Lautsprecher hingesetzt, den rechten Lautsprecher und den Subwoofer abgeklemmt, und das Rosarauschen an drei verschiedenen Positionen (leicht versetzt) vermessen (grüne Kurven). Dann das gleiche mit dem rechten Lautsprecher wiederholt (rote Kurven). Aus den sechs Messkurven wurde dann mit Hilfe der „Average“ Funktion von REW eine gemittelte Kurve erstellt (lila Kurve)
Dann folgte die Messung des Summensignals L+R in dem typischen Stereodreieck, dreimal wiederholt (blaue Kurven), die dann per „Average“ zu einer gemittelten Kurve zusammengefasst wurden (orangene Kurve)
Hier eine Gegenüberstellung der „Einzelmessung“ L/R (lila) mit Summenmessung L+R (orange). Man merkt den Hochtonabfall mit der Entfernung in dem Stereodreieck im Vergleich zu den Einzellautsprechermessungen in kleiner Entfernung. Für weitere Tests habe ich mir noch eine weitere gemittelte Kurve aus Einzellautsprecher- und Summensignalmessung erstellt (gelbe Kurve)
2. Erstellen einer eigenen Referenzkurve
Wie bereits in der Einleitung erwähnt wollte ich den oben gemessenen Frequenzgangsverlauf (auf dem folgendem Diagramm in lila) als Grundlage für meine „Wunsch-Referenzkurve“ nehmen. Allerdings nicht in dem ganzen Frequenzbereich 20Hz-20kHz. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen und Versuche habe ich mich entschlossen, den Bereich unterhalb von ca. 400Hz sukzessive mit der sinkenden Frequenz anzuheben. Die Steigung der Anhebung wurde an die 40dB Audio Referenzkurve angelehnt (auf dem folgenden Diagramm in Türkis). Das heißt meine Wunsch-Referenzkurve setzt sich aus einer angepassten 40dB Audio Referenzkurve (im Bereich 20Hz-430Hz) und aus der „Heimanlagen-Messkurve (im Bereich 430Hz – 20kHz). Das zusammensetzen ist mit Hilfe von REW sehr einfach. Zuerst wird die 40dB Audio Referenzkurve bis zu dem gewünschten Schnittpunkt bei 430Hz angehoben. Dann werden die 40dB Audio Referenzkurve und die Heimanlagen-Messkurve als Textdatei exportiert und partiell (Zeilen für 20hz-430Hz aus der 40dB Audio Referenzkurve und Zeilen für 430Hz – 20kHz aus der Heimanlagen-Messkurve) zu einer gemeinsamen Datei zusammengefügt. Diese neue Datei, zusätzlich händisch nach Wunsch angepasst bildet dann die neue „Wunsch-Referenzkurve“ (auf dem folgendem Diagramm in grau).
Wichtig: diese „Wunsch-Referenzkurve“ stellt den Soll-Frequenzgangverlauf des Summensignals des linken und rechten Kanals L+R und nicht für die einzelnen L/R Kanäle -> mehr dazu später)
3. Grundeinstellung des Frequenzgangsverlaufs im Auto
Jetzt wird es langsam interessant. Im ersten Schritt geht es darum, mittels DSP den Pegel/EQs der beiden Kanäle links und rechts so einzustellen, dass am Ende das Summensignal L+R (ohne Subwoofer) relativ genau der Wunsch-Referenzkurve folgt. Das geht in zwei Schritten:
Grobe Voreinstellung der Kanäle links und rechts getrennt, aber entlang der Wunsch-Referenzkurve. Wenn man anschließend beide Kanäle einschaltet, wird man natürlich merken, dass das Summensignal (durch die akustische Addition), insbesondere in dem Bassbereich, deutlich von der Wunsch-Referenzkurve abweicht.
Um die oben genannte Abweichung zu kompensieren werden jetzt beide Kanäle L und R synchron um den gleichen Betrag solange abgesenkt, bis das Summensignal wieder der Wunsch-Referenzkurve entspricht. Hier nur ein Beispiel wie es aussehen Sollte (das Summensignal L+R in Blau und die Wunsch-Referenzkurve in grau)
4. Kontrolle und Anpassung des L/R Pegels per Ohr
Mit Schritt 3. wird sichergestellt, dass das Summensignal L+R der gewünschten Wunsch-Referenzkurve entspricht. Das heißt aber noch lange nicht, dass die im Schritt 3.1 grob voreingestellten einzelnen L/R Kanäle „richtig“ eingestellt sind. Unter „richtig“ verstehe ich so eingestellte Pegelbalance für L und R, dass sich ein Testsignal für jede Frequenz für die OHREN (und nicht für das MIKRO) genau an der gleichen Stelle in der Mitte (bei mir Mitte Tacho) anhört. Das ganze wird wie folgt kontrolliert und korrigiert:
Es werden hintereinander die einzelnen Rosarauschen-Terzfrequenzen (20, 25, 32, 40, 50, 63, 80, 100, 125,…Hz) abgespielt und per Ohr angehört und beurteilt, ob sie wirklich immer an der gleichen Stelle geortet werden. Das einzige Problem dabei ist solche Rosarauschen-Terzfrequenzen als Testsignale zu besorgen (Sinus ist dafür ungeeignet, also schaut mal nach im Internet nach Download).
Sollte eine der Frequenzen „aus der Reihe“ tanzen und. z.B nach links driften, wird diese Frequenz per EQ auf der linken Seite abgesenkt und auf der rechten Seiten angehoben. Es werden immer symmetrisch beide Seiten L/R angepasst, um den in dem Schritt 3.2 eingestellten Summenpegel nicht zu zerstören. Anschließend wird das Summensignal L+R und dessen Deckungsgleichheit mit der Wunsch-Referenzkurve noch mal kontrolliert.
BTW. Diese Balance-Kontrolle per Ohr wiederhole ich mehrmals, und zwar im Stand und während der Fahrt, um die „Tagesform“ der Ohren und Umgebungseinfluß auszuschließen
5. Endgültiges Messen der einzelnen Kanäle L und R
Nach dem das Fine Tuning im Schritt 4 abgeschlossen ist kommt der Knaller
Jetzt werden die einzelnen Kanäle links und rechts getrennt erneut gemessen, um zu sehen, welche Einstellungen für die Kanäle L und R de facto notwendig sind, um die akustische Balance per OHR und nicht per MIKRO wirklich mittig wahrzunehmen! Ich bin mir ziemlich sicher, dass spätestens jetzt viele Fuzzis eine kleine Überraschung erleben. Je nach Auto und Einbausituation werden die Abweichungen zw. Frequenzgangsverlauf links und rechts in unterschiedlichen Frequenzbereichen sehr groß sein! Hier nur ein Beispiel aus meinem Schnappi (grün = das linke Kanal, rot = das rechte Kanal, blau = Summe L+R). Zu sehen :
- deutliche Dominanz des rechten, direktstrahlenden TT und MT -> Korrektur durch Absenkung des rechten Kanals in dem 200Hz-600Hz Bereich
- deutliche Dominanz des linken, von der Seitenscheibe reflektierten MT und HT -> Korrektur durch Absenkung des linken Kanals in dem >800Hz Bereich
Das Thema Einstellung des Subwoofers habe ich bewusst ausgelassen, da es mittels Referenzkurven kaum zu bewältigen ist -> das ist eine ganz andere „Baustelle“
PS.
Bevor hier zig Einwände und Fragen zu Thema „ich ignoriere dabei Phasenverlauf usw.“ kommen, sage ich gleich: ja, ich ignoriere das Thema Phase. Für mich sind die Phasen schon vorher bei der Einstellung von LZK/Impulsantwort/Trennfrequenzen endgültig bestimmt/eingestellt und werden danach nicht mehr betrachtet -> in der oben genannten Referenzkurvenbetrachtung wird der Focus einzig und alleine auf den Frequenzgangsverlauf gesetzt.
Bis auf die typische, verbreitete 40dB Audio Referenzkurve, habe ich nichts detailliertes gefunden, was erklären würde, wie sie entstehen und welches Konzept dahinter steckt.
Da ich gerade in einem anderen Thread das ganze etwas genauer betrachten wollte, aber diesen Thread mit meinen OOT Ideen nicht zumüllen wollte, haben hier in diesem Thread ein paar Ideen und Erfahrungen dazu zusammengefasst. Es steht jedem frei, im Anschluß seine Ideen, seinen Umgang und Workflow zu den Referenzkurven zu beschreiben.
Ich bin mir dessen bewusst, dass es für den angedachten Zweck für die meisten Fuzzis z.T. ein Overkill und Spinnerei ist, aber für mich war die Spielerei interessant, lehrreich, half mir gewisse Dinge besser zu verstehen/interpretieren und anschließend im Auto mit Hilfe des DSPs umzusetzen.
Als ich mit dem Einmessen mit Hilfe von PRAXIS und heruntergeladener Audio Referenzkurve 40dB die ersten Einmessversuche gestartet habe, habe ich schnell festgestellt, dass das erreichte klangliche Ergebnis nicht meiner Vorstellung entsprach. Es war mir klar, dass auf Grund der Auto-Raumakustik, der Fahrgeräusche und Maskierungseffekte (besonders ausgeprägt in dem Bass- und Grundtonbereich), der Frequenzgangsverlauf anders als bei Heimanlage aussehen sollte, aber zumindest in dem Mittelton und Hochton sollte es ansatzweise ähnlich klingen. Ich habe (ohne zu übertreiben) zig verschiedene abgewandelte/modifizierte Referenzkurven erstell, über hundert Setups ausprobiert, aber keiner war wirklich richtig. Bis ich auf die Idee kam, die ich jetzt vorstellen möchte.
Meine Referenz, nach der ich mich immer klanglich orientiert habe, war meine relativ gute Heimanlage in meinem Musikzimmer. Mein Ziel war es, die Anlage im Auto so einzustellen, dass sie ähnlich klingt wie die Heimanlage. Das „ähnlich“ (und nicht „gleich“) kommt von einem deutlich spaßiger eingestellten Sub-/Bassbereich, der die oben genannten Effekte (Fahrgeräusche, Abrollgeräusche,…) kompensiert. Und wie habe ich es letztendlich gemacht/geschafft?
Was ist einfacher, als die Heimanlage zu vermessen, und die gemessene Heim-Kurve als Referenzkurve in dem Auto einzusetzen? Wie das geht, wollte ich in diesem Thread mit Hilfe von ein paar Bilder/Messdiagrammen vorstellen.
Alle Messungen erfolgten mit dem Selbstgebauten „Ohren-Messmikro“ angeschlossen an interne Soundkarte eines Notebooks. Die Genauigkeit des Messystems spielt in diesem Fall absolut untergeordnete Rolle.
Als Messsignal nutze ich das Rosarauschen von audison BitTen CD
Als Messprogramm nutze ich das REW (umgestiegen von PRAXIS)
Für die Korrektur des Rosarauschens (Abfall des Signalpegels um 3dB pro Oktave) habe ich mir eine passende Korrekturdatei erstellt und eingesetzt (REW kann das von sich aus nicht)
Für die anschließende Balance-Kontrolle per Ohr nutze ich Terz-Rosarauschensignale für die typischen Frequenzen 20, 25, 32, 40, 50, 63, 80, 100, 125,…Hz bis 16kHz
Alle Messdiagramme sind wegen Übersichtlichkeit mit 1/1 Oktave geglättet. Eine genauere Darstellung / Feinere Glättungsintensität ist für diese Betrachtung ohne Bedeutung.
1. Messen der Heimanlage
Damit ich ein einigermaßen verlässliches Bild von meiner Heimanlage bekomme, habe ich zuerst getrennt den linken und rechtem Lautsprecher (B&W 804) und dann das Summensignal vermessen. Dazu habe ich mich zuerst ca. 1,5m vor dem linken Lautsprecher hingesetzt, den rechten Lautsprecher und den Subwoofer abgeklemmt, und das Rosarauschen an drei verschiedenen Positionen (leicht versetzt) vermessen (grüne Kurven). Dann das gleiche mit dem rechten Lautsprecher wiederholt (rote Kurven). Aus den sechs Messkurven wurde dann mit Hilfe der „Average“ Funktion von REW eine gemittelte Kurve erstellt (lila Kurve)
Dann folgte die Messung des Summensignals L+R in dem typischen Stereodreieck, dreimal wiederholt (blaue Kurven), die dann per „Average“ zu einer gemittelten Kurve zusammengefasst wurden (orangene Kurve)
Hier eine Gegenüberstellung der „Einzelmessung“ L/R (lila) mit Summenmessung L+R (orange). Man merkt den Hochtonabfall mit der Entfernung in dem Stereodreieck im Vergleich zu den Einzellautsprechermessungen in kleiner Entfernung. Für weitere Tests habe ich mir noch eine weitere gemittelte Kurve aus Einzellautsprecher- und Summensignalmessung erstellt (gelbe Kurve)
2. Erstellen einer eigenen Referenzkurve
Wie bereits in der Einleitung erwähnt wollte ich den oben gemessenen Frequenzgangsverlauf (auf dem folgendem Diagramm in lila) als Grundlage für meine „Wunsch-Referenzkurve“ nehmen. Allerdings nicht in dem ganzen Frequenzbereich 20Hz-20kHz. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen und Versuche habe ich mich entschlossen, den Bereich unterhalb von ca. 400Hz sukzessive mit der sinkenden Frequenz anzuheben. Die Steigung der Anhebung wurde an die 40dB Audio Referenzkurve angelehnt (auf dem folgenden Diagramm in Türkis). Das heißt meine Wunsch-Referenzkurve setzt sich aus einer angepassten 40dB Audio Referenzkurve (im Bereich 20Hz-430Hz) und aus der „Heimanlagen-Messkurve (im Bereich 430Hz – 20kHz). Das zusammensetzen ist mit Hilfe von REW sehr einfach. Zuerst wird die 40dB Audio Referenzkurve bis zu dem gewünschten Schnittpunkt bei 430Hz angehoben. Dann werden die 40dB Audio Referenzkurve und die Heimanlagen-Messkurve als Textdatei exportiert und partiell (Zeilen für 20hz-430Hz aus der 40dB Audio Referenzkurve und Zeilen für 430Hz – 20kHz aus der Heimanlagen-Messkurve) zu einer gemeinsamen Datei zusammengefügt. Diese neue Datei, zusätzlich händisch nach Wunsch angepasst bildet dann die neue „Wunsch-Referenzkurve“ (auf dem folgendem Diagramm in grau).
Wichtig: diese „Wunsch-Referenzkurve“ stellt den Soll-Frequenzgangverlauf des Summensignals des linken und rechten Kanals L+R und nicht für die einzelnen L/R Kanäle -> mehr dazu später)
3. Grundeinstellung des Frequenzgangsverlaufs im Auto
Jetzt wird es langsam interessant. Im ersten Schritt geht es darum, mittels DSP den Pegel/EQs der beiden Kanäle links und rechts so einzustellen, dass am Ende das Summensignal L+R (ohne Subwoofer) relativ genau der Wunsch-Referenzkurve folgt. Das geht in zwei Schritten:
Grobe Voreinstellung der Kanäle links und rechts getrennt, aber entlang der Wunsch-Referenzkurve. Wenn man anschließend beide Kanäle einschaltet, wird man natürlich merken, dass das Summensignal (durch die akustische Addition), insbesondere in dem Bassbereich, deutlich von der Wunsch-Referenzkurve abweicht.
Um die oben genannte Abweichung zu kompensieren werden jetzt beide Kanäle L und R synchron um den gleichen Betrag solange abgesenkt, bis das Summensignal wieder der Wunsch-Referenzkurve entspricht. Hier nur ein Beispiel wie es aussehen Sollte (das Summensignal L+R in Blau und die Wunsch-Referenzkurve in grau)
4. Kontrolle und Anpassung des L/R Pegels per Ohr
Mit Schritt 3. wird sichergestellt, dass das Summensignal L+R der gewünschten Wunsch-Referenzkurve entspricht. Das heißt aber noch lange nicht, dass die im Schritt 3.1 grob voreingestellten einzelnen L/R Kanäle „richtig“ eingestellt sind. Unter „richtig“ verstehe ich so eingestellte Pegelbalance für L und R, dass sich ein Testsignal für jede Frequenz für die OHREN (und nicht für das MIKRO) genau an der gleichen Stelle in der Mitte (bei mir Mitte Tacho) anhört. Das ganze wird wie folgt kontrolliert und korrigiert:
Es werden hintereinander die einzelnen Rosarauschen-Terzfrequenzen (20, 25, 32, 40, 50, 63, 80, 100, 125,…Hz) abgespielt und per Ohr angehört und beurteilt, ob sie wirklich immer an der gleichen Stelle geortet werden. Das einzige Problem dabei ist solche Rosarauschen-Terzfrequenzen als Testsignale zu besorgen (Sinus ist dafür ungeeignet, also schaut mal nach im Internet nach Download).
Sollte eine der Frequenzen „aus der Reihe“ tanzen und. z.B nach links driften, wird diese Frequenz per EQ auf der linken Seite abgesenkt und auf der rechten Seiten angehoben. Es werden immer symmetrisch beide Seiten L/R angepasst, um den in dem Schritt 3.2 eingestellten Summenpegel nicht zu zerstören. Anschließend wird das Summensignal L+R und dessen Deckungsgleichheit mit der Wunsch-Referenzkurve noch mal kontrolliert.
BTW. Diese Balance-Kontrolle per Ohr wiederhole ich mehrmals, und zwar im Stand und während der Fahrt, um die „Tagesform“ der Ohren und Umgebungseinfluß auszuschließen
5. Endgültiges Messen der einzelnen Kanäle L und R
Nach dem das Fine Tuning im Schritt 4 abgeschlossen ist kommt der Knaller
Jetzt werden die einzelnen Kanäle links und rechts getrennt erneut gemessen, um zu sehen, welche Einstellungen für die Kanäle L und R de facto notwendig sind, um die akustische Balance per OHR und nicht per MIKRO wirklich mittig wahrzunehmen! Ich bin mir ziemlich sicher, dass spätestens jetzt viele Fuzzis eine kleine Überraschung erleben. Je nach Auto und Einbausituation werden die Abweichungen zw. Frequenzgangsverlauf links und rechts in unterschiedlichen Frequenzbereichen sehr groß sein! Hier nur ein Beispiel aus meinem Schnappi (grün = das linke Kanal, rot = das rechte Kanal, blau = Summe L+R). Zu sehen :
- deutliche Dominanz des rechten, direktstrahlenden TT und MT -> Korrektur durch Absenkung des rechten Kanals in dem 200Hz-600Hz Bereich
- deutliche Dominanz des linken, von der Seitenscheibe reflektierten MT und HT -> Korrektur durch Absenkung des linken Kanals in dem >800Hz Bereich
Das Thema Einstellung des Subwoofers habe ich bewusst ausgelassen, da es mittels Referenzkurven kaum zu bewältigen ist -> das ist eine ganz andere „Baustelle“
PS.
Bevor hier zig Einwände und Fragen zu Thema „ich ignoriere dabei Phasenverlauf usw.“ kommen, sage ich gleich: ja, ich ignoriere das Thema Phase. Für mich sind die Phasen schon vorher bei der Einstellung von LZK/Impulsantwort/Trennfrequenzen endgültig bestimmt/eingestellt und werden danach nicht mehr betrachtet -> in der oben genannten Referenzkurvenbetrachtung wird der Focus einzig und alleine auf den Frequenzgangsverlauf gesetzt.
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