Fang Du doch einfach auch mal bei den Grundsätzen an
Jetzt erzähle ich, was ich unter Grundsätzen verstehe. Ich meine unter Grundsätzen einer systematischen nachvollziehbaren Lösung eines Problems wie z.B. hier die „Einstellung einer optimalen LZK“. Ich werde es an dem aktuellen Bespiel wie ein kleines „Projekt“ darstellen. Es wird vielleicht etwas (bewusst) überzeichnet dargestellt, aber es wird eigentlich „stellevertretend“ für viele andere Themen sein, die auf eine ähnliche Art hier behandelt werden. Ich werde einige Fragen und Antworten als Beispiel nennen ohne darauf einzugehen, ob die Antworten tatsächlich richtig Sind.
Es geht los – achte auf die auftauchenden Fragen
1. Was ist das Ziel des Projektes?
Antwort: Einstellung einer optimalen LZK
Das war noch einfach, obwohl sehr oft spätestens nach der dritten oder vierten Antwort ist das schon vergessen und es geht nur noch um das Messen… (Mensch, das reimt sich sogar
2. Woran erkenne ich, dass ich mein Ziel erreicht habe?
Was sind die Kenngrößen, an denen ich die Zielerreichung messen/feststellen kann?
Schon bei dieser zweiten Frage scheitert fast immer das ganze! Ich frage: woran erkennst Du das, dass es so und nicht anders richtig ist? Was sind Deine Kriterien? Und welche Antwort kommt?...Keine!!!! Es geht schon damit los, dass die Leute nicht in der Lage sind zu definieren und zu begründen, was aus deren Sicht richtig bzw. was falsch ist und woran sie das erkennen.
Hier ein Beispiel für solche Frage und was ich unter Antwort auf solche Frage verstehe/wie ich so was beantworten Würde).
Frage: Woran erkenne ich, dass ich die LZK optimal eingestellt habe?
Antwort:
a) an dem Deckungsgleichen IR in dem jeweiligen Übertragungsbereich (sprich HT_L vs HT_R und TT_L vs. TT_R)
b) an der besten Addition in dem Übergangsbereich zw. TT und MT getrennt gemessen pro Seite
oder
a) an dem Deckungsgleichen IR in dem jeweiligen Übertragungsbereich (sprich HT_L vs HT_R und TT_L vs. TT_R)
b) an dem Deckungsgleichen IR zwischen den Übertragungsbereichen pro Seite (sprich HT_L vs TT_L und HTT_R vs. TT_R)
oder ….
Man muß doch wissen worauf man hinaus will! Leider „Fehlanzeige“ -> ich habe es bis jetzt nirgendwo herauslesen können, was in dieser Hinsicht richtig und was falsch ist. Und auch in anderen Threads/Themen bleibt diese Frage fast immer unbeantwortet.
3. Wie entscheide ich, welche Messmethode geeignet ist meine Zielerreichung zu messen.
Damit sind wir wieder beim nächsten Problem. Hier ein Beispiel: Fuzzi X sagt: ich messe am linken Ohr und am rechten Ohr und dann schaue ich mir das an… Ich frage dann: nach welchen Kriterien entscheidest Du dann, welche von den Messungen Du letztendlich nimmst? Keine Antwort > kein nachvollziehbares Konzept.
Was ich in so einem Fall als Frage und als klare, begründete und nachvollziehbare Antwort erwartet hätte wäre
Frage: Welche Messung, von welchem Ohr wird bei der Bestimmung der LZK berücksichtig?
Antwort:
Ich habe mir die Messungen angeschaut und festgestellt, dass die Empfindlichkeit der Ohren je nach Übertragungsbereich pro Seite deutlich auseinander geht-> dass in dem TT Bereich das dem Chassis abgewandtes Ohr und in dem MT/HT zugewandtes Ohr empfindlicher/dominanter ist, also entscheide ich mich die IR Messung für die
- TT auf Basis des rechten Ohrs für das linke Chassis und des linken Ohrs für das rechte Chassis
- HT auf Basis des linken Ohrs für das linke Chassis und des rechten Ohrs für das rechte Chassis
Oder
Ich habe mir die Messungen angeschaut und festgestellt, dass die Empfindlichkeit der Ohren je nach Übertragungsbereich pro Seite nur geringfügig auseinander geht, also entscheide ich mich die Differenz zu ignorieren und für die IR Messung zur Vereinfachung die „mitten-zwischen den Ohren“ Messung einzusetzen.
Das wären für mich plausible, nachvolziehbare Entscheidungen die auf Daten/Erkentnisen (Messungen) basieren.
Solche Antworten wie "für Links nehme ich immer linkes Ohr und für Rechts nehme ich immer rechtes Ohr" sind auch "Entscheidungen", aber sie klingen in diesem Kontext nach Willkür und scheinen die oben beispielhaft genannten Ergebnisse der Messung zu ignorieren -> sie sind nicht nachvollziehbar.
Das oben genannte „…angeschaut und festgestellt, dass die Empfindlichkeit der Ohren je nach Übertragungsbereich pro Seite nur geringfügig auseinander geht…“ bringt mich zum nächsten Problem und Kritikpunt:
4. Wie bewerte und priorisiere ich die Messergebnisse
Hier greife ich zurück auf mein Lieblingswort „Signifikanz“. Man kann heutzutage alles messen, den kleinsten Pups, jede kleinste Abweichung von dem Sollzustand. Entscheidend dabei ist aber, nach dem wir solche Abweichung festgestellt haben, zu bewerten und abzuschätzen, welchen Einfluss die Abweichung auf das Endergebnis -> also auf die Kenngröße aus dem Punkt 2. hat. Wird die Zielerreichung durch diese Abweichung gefährdet (sprich ist sie „signifikant“), oder ist der Einfluss der Abweichung so gering, dass ich sie ignorieren und somit die Messergebnisse (auch wenn nicht perfekt sind) akzeptieren kann. Also:
- wo ist der Schwellenwert, ab dem ich die Abweichung nicht mehr ignorieren darf?
- was ist die Konsequenz, wenn ich mich entscheide diesen Fehler zu akzeptieren, kann ich damit leben?
Dazu kommt noch, dass solche Abweichungen isoliert von den andere Abweichungen betrachtet warden (die womöglich einen viel grösseren Einfluß haben) und somit total falsch priorisiert werden
Und hier wären wir z.B. bei dem Thema Ungenauigkeit meiner Messungen mittel Stab oder Ohrenmikros. Dazu komme ich noch mal später.
5. Wie setze ich geeigneten Maßnahmen um
Erst nach dem ich mir alle oben genannten Fragen beantwortet habe, bin ich in der Lage die geeignete und notwendige Messungen:
- zu identifizieren -> was messe ich (IR, Addition/FG) wo messe ich (L/R Ohr)
- durchzuführen -> erst jetzt weiß ich was, wie, wo und wie genau gemessen wird!!!!!
- zu bewerten -> entscheiden welche Abweichungen kann ich akzeptieren und welche muss ich nachbessern
- Maßnahmen ableiten und umsetzen -> die LZK Werte errechnen und einstellen
Das ist das, was ich unter „Grundsätzen“ verstehe. Und wenn man diese Grundsätze nicht beherrscht und ignoriert, ist das ganze Messen planlos und die ganzen Messergebnisse für die Tonne. Sie werden nicht mal ansatzweise gezielt, systematisch nach einem Plan eingesetzt.
Unglücklicherweise in 99% der Fälle, die oben genannten Fragen die ich immer wieder so kritisch stelle, bleiben ohne Antwort. Das ist meine Meinung und mein Empfinden, auch wenn mir ständig stur und stupide wiederholt wird „alle deine Fragen wurden doch schon beantwortet“.
Ich will nicht undankbar und ungerecht sei, einige wertvolle Antworten gab es schon, auch hier in dem Thread und wo anders (stichwort "mein Fazit"). Leider sie sind sehr rar und - ich nenne es so "etwas nebulös".
Also ich erlaube mir diesmal folgende Aussage
Fang Du doch einfach auch mal bei den Grundsätzen an
zum Anlass nehmen und den Spieß umzudrehen: Fangt zuerst damit an, sich Gedanken über die oben genannten Grundsätze zu machen -> sprich Antworten auf die oben genannten Fragen zu geben. Erst wenn diese bekannt/beantwortet sind, können wir uns über die notwendige Genauigkeit der Messergebnisse und über meine Messmethoden und Mikros unterhalten. Bis dahin ist aus meiner Sicht das ganze Messen mit der noch so SuperDuper Messgenaugkeit nur ein „Herumstochern im Dunkel“ ;-)
Denkt dran „wenn das Ziel nicht bekannt ist, dann ist der Weg auch egal“