So, ich habe mir mal die Mühe gemacht und ein wenig rumgestümpert.... äh, gemessen
Lt. Frank_GM is der Workflow für die Mosconi Software ja wie folgt:
- Einstellen der Verzögerung der Treiber
- Ausgangsfilter
- Korrektur der Phasenverläufe im Frequenzweichenbereich nach setzen der Ausgangsfilter
Ich habe es in der Vergangenheit immer so gemacht, dass ich die Verzögerung nach setzen der Ausgangsfilter gemacht habe, einfach weil diverse Infos die ich hatte, dies so als Fazit ergeben haben.
Eine der Hauptinfos dabei kam von Andy Wehmeyer, der in einem seiner hunderten Beiträge in Blogs, Videos, Foren geschrieben hatte, dass der Hochpass dem Tiefpass voreilt, mithin eine Verzögerung nach setzen der Frequenzweiche sinnvoll sein könnte(!) um die Phasenlage zwischen zwei Treibern anzugleichen.
Benutzt habe ich dabei teilweise Room EQ Wizard, OpenSoundMeter und Testversionen von Smaart um die Phasen in den Frequenzweichenbereichen anzugleichen.
Da ich aber seit jeher Mosconi DSP-Verstärker einsetze und Frank Miketta in die Software so gut wie alles eingebaut hat, was man zum Einmessen eines Fahrzeugs benötigt, ergab es sich, dass ich immer häufiger zumindest Teile der Mosconi Software zum einmessen benutze, hierbei vor allem die Einstellung der Verzögerung der Treiber.
Seitdem Frank die Phasenkorrektur so umgebaut hat, dass diese die Allpassfilter anhand von Messungen ermittelt und nicht mehr nur rein basierend auf den Phasengängen der elektrischen Filter berechnet, wollte ich mal ausprobieren, wie gut das wirklich funktioniert.
Ausgangslage dafür war nun folgendes.
TMT: Gladen Pro 165
Mitteltöner: Gladen Zero Pro 80
Hochtöner: Gladen Zero Pro 25
Zeitverzögerung eingemessen mit OKM Classic II und DIRAC Pulsen in der Mosconi Software.
Ausgangsfilter mit MiniDSP UMIK-1 und Room EQ Wizard (grob, imho ist die Anzahl der Filter immer noch etwas gering, aber man kann damit schon was anfangen).
Frequenzweichen wie folgt (keine Diskussion ob das so korrekt ist oder nicht bitte, darum geht es hier an dieser Stelle jetzt nicht
.)
TMT: Bessel 18dB Hochpass elektrisch bei 60Hz, Tiefpass Bessel 18dB bei 225Hz
Mittelton: Bessel 18dB Hochpass elektrisch bei 700Hz, Tiefpass Bessel 12dB bei 1750 Hz.
Hochton: Bessel 12dB Hochpass elektrisch bei 4000Hz.
Akustisch kommen damit (und mit ein paar zusätzlichen Ausgangs-EQ-Filtern) folgende Frequenzweichen bei heraus.
TMT zu Mittelton: 400Hz
Mittelton zu Hochton: 2400Hz.
Gemessenes Ergebnis nach den beiden Steps (Zeitverzögerung und Ausgangsfilter) für die Frequenzweiche zwischen Mittelton und Hochton war wie folgt:
Anhang anzeigen 107458
Man kann gut erkennen, dass die akustischen Phasen nach Einstellen der Zeitverzögerung und der Ausgangsfilter recht weit auseinander liegen.
Wie kann man das ändern?
Möglichkeit 1 (herkömmlich mit Delay des hochpass gefilterten Treibers):
Anhang anzeigen 107459
Besser, aber sicher nicht ideal. Eine Verzögerung des Mitteltöners bringt die Phasen zwar zueinander, aber legt diese nicht aufeinander. Ideal ist anders, auch wenn die rechnerische Addition der beiden Messungen (schwarze Linie im Frequenzschrieb) gut ausschaut.
Möglichkeit 2 (Verzögerung des tiefpassgefilterten Treibers
):
Anhang anzeigen 107460
Der TMT ist um 0,29ms verzögert und zusätzlich wurde die Phase des TMT um 180° gedreht. Schaut schon sehr gut aus.
Das "Problem" ist nun aber, dass auch der Bereich ausserhalb der Frequenzweiche um diese zusätzlichen 0,29ms verzögert ist. Unschön, denn harmonische Verzerrungen, die jedes Instrument ja hat, kommen nun um genau diese 0,29ms früher an als die Ausgangsfrequenz.
Möglichkeit 3 (Step 3 der Mosconi Messsoftware, Allpassfilter
!):
Anhang anzeigen 107461
Schaut genauso gut aus wie Möglichkeit 2.
Der Vorteil ist, dass der durch die Mosconi Software berechnete/gemessene Allpassfilter in Kombination mit einer Polaritätsumkehr des TMT das Signal/die Phase nur im Wirkungsbereich des Filters verzögert, und nicht im Durchgangsbereich des Treibers.
Damit bleibt die Zeitverzögerung im idealen Bereich und muss nach Setzen der Ausgangsfilter nicht angepasst werden. Die Koheränz der Frequenzen jedes Instruments bleibt erhalten. Die Folge ist eine wirklich gute Bühnenabbildung in meinem Fahrzeug bei der letzten AYA in Hamburg für die ich diesen Prozess auf einem anderen Preset genau so durchgeführt habe.
Die Investition in ein binaurales Mikrofon lohnt sich daher m.M. nach, alleine um die Zeitverzögerung und die Phasenkorrektur durchzuführen.
Barnie wäre dafür zwar ideal, aber mir deutlich zu kostspielig, wobei das natürlich im Ermessensspielraum jedes einzelnen liegt.
Für mich persönlich werde ich diesen Workflow jedenfalls so beibehalten. Die Mosconi Software macht ohne Barnie im Bereich Zeiteinstellung und Phasenkorrektur nach Erstellen der Ausgangsfilter einen erstklassigen Job.
p.s.: ja, ich weiß das die Frequenzgänge leicht krumm sind. Das sind Summenfrequenzgänge jeweils beider Seiten und das Auto macht zwischen 300Hz und 500Hz leider ein paar Schwierigkeiten im Phasenverlauf. Zusätzlich, ich habe es schon angedeutet, ist man so wie die Treiber in meinem Wagen verbaut sind, mit 9 Ausgangsfiltern (einer muss freibleiben für einen evtl. Allpass-Filter für die Phasenkorrektur) etwas limitiert.