Naja, die Gruppenlaufzeit der Allpass-Filter wirst du in der Gesamt-Antwort nicht so eindeutig finden, da Reflexionen dir das eh nach hinten raus langziehen im Impuls. Aber es ist seeehr wohl hörbar - wenn man denn erstmal verstanden hat wie sich Gruppenlaufzeit akustisch auswirkt. Leider ist man beim Einstellen über Jahre mit Details rausarbeiten und Tonalität hören ganz schön versaut. Leute die nicht selber einstellen und nur gerne gut Musik hören, können es oftmals sogar besser hören, da sie das Gesamtbild wahrnehmen, und nicht nur Fehler und Details wie der typische Fuzzi.
Der Grund etwas vereinfacht: z.b. Schlagzeug wird richtig rein gefeuert. Wenn der Hochton schon anfängt zu schwingen, vielleicht sogar schon die ersten Reflexionen am Ohr ankommen, die Schwingung schon nachlässt, fängt dein TT oder Sub erst an was vom Signal zu sehen und sich zu bewegen - DAS ist definitiv hörbar wenn man weiß worauf man achten muss. Selbst innerhalb des Übertragungsbereiches eines Lautsprechers kann es gut sein das durch Filter (und der Lautsprecher ist ja selber auch ein 12db Hochpass) z.b. der Superhochton schon kräftig schwingt, bevor er in der Nähe der Trennfrequenz gerade erst anfängt - und mit jedem (vor allem steilen) Filter (dazu gehören auch ventilierte Gehäuse) machst du das immer schlimmer.
Wie Schnorke schreibt, du bekommst halt nichts geschenkt, wird mit Allpässen die Addition (oder bei ventilierten Gehäusen der Pegel) besser, tust du etwas anderes Opfern - in dem Fall die zeitrichtige Wiedergabe in Teilen. Das ist auch in den meisten Fällen der eigentliche Grund für Dröhnen. Nicht unbedingt der EQ, sondern das Zeitverhalten. Nicht selten wird versucht am EQ das Dröhnen zu minimieren weil es regelmäßig kritisiert wird - aber oft wird es tonal zu dünn und dröhnt immernoch -> Willkommen in der schönen Welt der Gruppenlaufzeiten...
Das ganze wird halt interessant wenn man mal eine Anlage, egal ob daheim oder im Auto, gehört hat die sich der vollständigen Optimierung des Zeitverhaltens verschrieben hat - in die Richtung 0ms Gruppenlaufzeit / linearphasig. Für den Anfang sollte man sich da aber etwas Zeit nehmen und wirklich die Musik wirken lassen, denn es wird erstmal ungewohnt sein...
Auch bei der Änderung z.b. der Flankensteilheiten änderst du natürlich viel an dem Betrag der abgestrahlten Energie - und damit Tonalität - das dann vom Zeitverhalten zu unterscheiden bedarf zusätzliches Hör-Training. Daher stürzt man sich gerne auf "objektive" Parameter wie Addition und probiert anhand derer das "Bessere" zu bestimmen - und blendet jede Menge Infos einfach aus. Die Tonalität ist daher auch bei Wettbewerben eindeutiger zu bestimmen, daher wird auf die Tonalität auch bei allen Formaten so viel Wert gelegt, es wird auf kleinste Details geachtet. Auch weil oft kaum die Möglichkeit besteht (bei der Schulung) mal eine Anlage mit 0ms Gruppenlaufzeit zu hören, um diese Kriterien noch mit einzubeziehen.